Brennende Themen. Ideen, Inspirationen und Projekte aus Kirche und Diakonie
THEMENÜBERSICHT IN DIESEM NEWSLETTER:
HILFERUF FÜR SYRIEN ★ ARMUT, TAFELN UND BEDINGUNGSLOSES GRUNDEINKOMMEN ★ NACHDENKEN ÜBER ARBEIT★ EIGENSINN DES EHRENAMTS ★ HOFFNUNG, DIE SELBST DAS GEFÄNGNIS AUFBRICHT
Hilferuf für Syrien
Vor wenigen Tagen hat mich ein Brief von Cornelia Füllkrug-Weitzel erreicht, der Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe und von Brot für die Welt. Sie kommt soeben aus Syrien zurück und schildert die dramatische Situation der Menschen dort auch in den Gegenden, wo nicht oder fast nicht mehr gekämpft wird. Und sie bittet dringend um Spenden. Nachdem in Syrien das UNHCR und UNICEF wegen der zurückgehenden Zahlungsbereitschaft der USA immer mehr Schwierigkeiten haben, ihre Projekte zu finanzieren, ist der Einsatz der Diakonie Katastrophenhilfe umso wichtiger. Momentan geht es darum, Menschen darin zu unterstützen, ihre zerstörten Häuser wieder aufzubauen – nicht zuletzt ein dringend notwendiger Schutz für Frauen vor sexueller Gewalt. Angesichts des Leidens so vieler Menschen könnte mich ein Gefühl von Resignation und Ohnmacht überkommen. Aber ich will mich ihm nicht ergeben. Mir hilft der Blick auf die Natur. Und mir hilft der Gedanke an Ostern.
Hoffnung pflanzen ist das Motto dieser Fastenwoche – der vorletzten vor Ostern. Es passt zu dem spürbar wieder einkehrenden Frühling. Das erste Grün bricht aus der Erde, hier und da blüht es schon: Schneeglöckchen, Krokusse und Narzissen lassen mir schon seit einiger Zeit das Herz aufgehen. Zuerst in einem kleinen Geschenktöpfchen und jetzt auch vor der Haustür im Garten. „Hoffnung wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün“ heißt es in einem der wenigen Passionslieder, die ich wirklich mag. Das Lied erzählt von dem Weizenkorn, das in die Erde fallen muss, um Frucht zu bringen – von der Hoffnung, die uns auch in Krisenzeiten tragen kann. Das Kreuz, an dem Jesus gefoltert wurde, gelitten hat, bringt ganz unerwartet neues Leben hervor: „Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht, ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht“ hat Jürgen Henkys gedichtet. Das ist die Hoffnung, auf die ich mein Leben ausrichte. Und ich weiß, dass es schwer ist, ohne Hoffnung zu leben. Die Fastenaktion „Zeig dich“ macht Vorschläge, was wir tun können, um Hoffnung zu pflanzen: Ganz konkret mit Urban Gardening, mit Pflanzkugeln, die ich zum Beispiel auf dem Mittelstreifen einsetzen kann. Oder auch symbolisch, indem ich mir morgens etwas Kleingeld in die Jackentasche stecke: um einem Obdachlosen eine Freude zu machen, einen Musiker zu beschenken oder jemandem den Euro für die Parkuhr zu spenden. Viele kleine Möglichkeiten, die jedem Menschen guttun.
Debatten um Armut
„Arme sollen nicht gegen Arme ausgespielt werden.“ 30 Organisationen, darunter Volkssolidarität, Arbeiterwohlfahrt, der Deutsche Kinderschutzbund, Pro Asyl, der Deutsche Gewerkschaftsbund und auch der Verband Kirche – Wirtschaft – Arbeitswelt fordern jetzt in einem gemeinsamen Appell, die Regelsätze für Hartz IV, Grundsicherung und die Leistungen für Asylbewerber um 30 Prozent zu erhöhen. Damit würden sieben Millionen Menschen etwa 100 bis 150 Euro im Monat mehr erhalten. „Wir brauchen eine untere Haltelinie gegen die Spaltung in Arm und Reich und müssen den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken“, sagt Annelie Buntenbach vom DGB. Der Anlass war die Debatte um die Essener Tafel. Aber lange bevor die Verantwortlichen dort die „Notbremse“ zogen, indem sie die weitere Zulassung von Geflüchteten stoppten, war die Konkurrenz ganz unten zu spüren. Ausgrenzungserfahrungen, die Hartz-IV-Empfänger und Geflüchtete verbinden könnten, führen stattdessen zu schmerzhaften Statuskämpfen. „Nicht die Flüchtlinge verursachen Probleme, sondern eine verfehlte Sozialpolitik“, sagt deshalb Barbara Eschen, Sprecherin der Nationalen Armutskonferenz. Was an der Tafel wie unter dem Vergrößerungsglas erkennbar wird, prägt die gesamte Gesellschaft. Benachteiligungserfahrungen, die länger schon schmerzten, kommen seit der sogenannten Flüchtlingskrise offen zur Sprache: Abstiegsbiografien im Kontext der „Wende“, der doppelte Druck, der auf Alleinerziehenden lastet, die niedrigen Renten prekär Beschäftigter, Kinderarmut in einem reichen Land. 360.000 Familien mit Kindern und Jugendlichen werden nur dank der Tafeln satt.
Dass in der Finanzkrise 2008/09 erhebliche Steuermittel aufgebracht wurden, um die außer Kontrolle geratenen Finanzmärkte zu stabilisieren, während man die Empfänger von Transferleistungen zu Eigenverantwortung und Eigenvorsorge aufrief, empfanden viele als zynisch. Die sogenannten Hartz- Reformen sind bis heute Symbol für diese Entwicklung. Zwischen den Globalisierungsverlierern, die in diesem Prozess die eigene soziale Sicherheit erodieren sehen, und den „beati possidentes“, die auf mehr Privatisierung und Eigenverantwortung setzen, werden politische Bruchlinien erkennbar, die sich in der Frage zuspitzen, wie viel Ungleichheit wir ertragen und mit welchen Konzepten wir für sozialen Zusammenhalt sorgen (vgl. dazu das von Ernst-Ulrich Huster und anderen nun schon in dritter Auflage herausgegebene Handbuch Armut und soziale Ausgrenzung). Es ist eben letztlich dieser Hintergrund, der die Tafelbewegung in den Fokus der Debatte rücken ließ.
Kritiker sehen in den Tafeln eine Rückkehr zu den Suppenküchen des 19. Jahrhunderts: eine Geste der Mildtätigkeit, die den Unterschied zwischen „Gewinnern“ und „Verlierern“ noch bestätigt und die Schere zwischen ihnen letztlich immer weiter aufklaffen lässt. Die Verteidiger wenden ein, dass im Umfeld der Tafeln und anderen sozialen Einrichtungen manche die Möglichkeit erhalten, vom Kunden zum Teamer zu werden: ihr Leben neu zu ordnen und einen Arbeitsplatz im dritten Sektor zu finden. Um die Ursachen der Armut zu bekämpfen, reichen jedoch weder Mildtätigkeit noch solche Chancen für Einzelne. Und wie notwendig es ist, hier grundlegend etwas zu bewegen, das wird gerade an den Veränderungen im sozialen Klima deutlich: Matteo Salvini, der Vorsitzende der Lega, konnte mit dem Motto „Italiener zuerst“ den Stimmenanteil für seine Partei in den letzten fünf Jahren mehr als vervierfachen. Überall werden Mauern aufgezogen, um das „Eigene“ zu schützen: zwischen Innen und Außen, zwischen Staaten – ja, selbst zwischen den verschiedenen Armutsgruppen. Gut, dass sich wenigstens die Verbände zusammengetan haben, um gemeinsam eine Haltelinie zu fordern. Es muss dabei aber um mehr gehen als die Fortschreibung der bekannten Rezepte mit prozentualer Erhöhung. Wir brauchen neue Paradigmen wie eine gesicherte Grundrente, eine Grundsicherung für Kinder, vor allem aber eine gemeinsame Weiterentwicklung der sozialen Grundrechte in Europa.
Eine wichtige Plattform, auf der an Möglichkeiten für die Zukunft unseres Miteinanders gearbeitet wird, ist Die offene Gesellschaft. Gerade bereitet sie sich auf den nächsten Tag der offenen Gesellschaft vor, an dem die Straßen und Plätze zu Orten der Begegnung werden, um beim gemeinsamen Essen ins Gespräch zu kommen. Am 16. Juni heißt das Motto „Mit Kartoffelsalat die Welt retten?“
Eigensinn des Ehrenamts
Ehrenamt und zivilgesellschaftliche Initiativen können und sollen staatliches Handeln nicht ersetzen. Sie sind aber Katalysatoren, Problemanzeiger, Pfadfinder. Das gilt für die Tafelbewegung genauso wie für die Hospizbewegung, für Selbsthilfegruppe, für die Angehörigengruppen von Kindern mit Behinderung oder Pflegende (endlich verbinden sich auch pflegende Angehörige, um ihre Interessen zu vertreten. Doch was tun mit dem immer wieder aufkommenden Gefühl, dass Ehrenamtliche zu Lückenbüßern werden und Stellenkürzungen von Hauptamtlichen auffangen? Wenn Ehrenamtsverträge – die eigentlich das Engagement beschreiben, schützen und mit Ressourcen ausstatten sollen – als Instrument der Personalführung missverstanden werden? Wie gelingt es, den kritischen und produktiven Eigensinn des Engagements und die Weiterentwicklung von Gesellschaft und Organisationen gut zu verknüpfen? Und was heißt das für Kirche und Diakonie mit ihren ehrenamtlichen Gremien und Initiativen? Kirche ist hier auch in ihrem Selbstverständnis gefragt und muss sich bewusst werden, ob sie sich noch immer als „Amtskirche“ von Hauptamtlichen versteht oder sich stärker auf ihre Wurzeln als Gemeinschaft von Engagierten besinnt, von Menschen, die sich auch der eigenen Bedürftigkeit bewusst sind.
Mit Fragen nach der Theologie des Ehrenamts beschäftigt sich eine Tagung vom 16. bis 18. Mai in der Evangelischen Akademie in Berlin, an der ich mich mit einem Beitrag beteilige. Um das Verhältnis von Haupt- und Ehrenamt in der Diakonie geht es bei einer Fachveranstaltung am 31. Mai in der Bundesakademie für Kirche und Diakonie in Berlin-Pankow. Und: „Zeit für Herzblut“ heißt es bei einem Fachtag für die diakonische Gemeinschaft und interessierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diakonissen Speyer-Mannheim am 7. Juni in Speyer.
Zum Thema Ehrenamt möchte ich auch noch einmal an den von Beate Hofmann und mir herausgegebenen Band Symphonie – Drama – Powerplay. Zum Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt in der Kirche erinnern.
Das Potenzial sozialer Netze
Die Frage nach der Bedeutung zivilgesellschaftlicher Netze stellt sich aktuell auch beim Thema Alter. Im Mittelpunkt stehen dabei die Sorge um gebrechliche oder pflegebedürftige Menschen – oder einfach um alleinstehende Ältere, die auf nachbarschaftliche Hilfe angewiesen sind. Dabei geht es oft gar nicht zuerst um einen besonderen Pflegeaufwand – viel wichtiger sind Alltagsbegleitung, Haushaltshilfen, Besuche und Treffpunkte. Aktuelle Umfragen zeigen, wie angstbesetzt dieses Thema ist: Weniger als zehn Prozent der Befragten gehen gern in eine Pflegeeinrichtung – die meisten möchten alt werden und sterben, wo sie dazugehören, wie Klaus Dörner zeigt. Umgekehrt haben viele Jüngere Angst vor der „Überalterung“ der Gesellschaft und den damit verbundenen Konsequenzen für die sozialen Sicherungssysteme (vgl. die aktuelle Bertelsmann-Umfrage). Und schließlich gibt es Berechnungen derselben Stiftung, nach denen schon 2030 der erhöhte Pflegebedarf, der durch den demografischen Wandel entsteht, nicht mehr durch stationäre Einrichtungen aufgefangen werden kann. Wie gelingt es nun, die viel propagierte Quartierspflege tatsächlich umzusetzen? „Sorgende Gemeinschaften“ sind ein Schlüsselbegriff für gemeindliche und zivilgesellschaftliche Netze geworden. Gebraucht werden hier Ehrenamtsstrukturen, Ehrenamtsförderung, aber auch die entsprechenden Finanzen. Und gebraucht werden die kommunale Steuerung, die im siebten Altenbericht der Bundesregierung gefordert wird, und bessere Pflegestrukturen – von Quartierspflegekonzepten über integrative Versorgung bis zu einer angemessenen Bezahlung. Klar ist: Die 8000 Stellen, die im Koalitionsvertrag stehen, bleiben ein Tropfen auf den heißen Stein. Ein modernes Schreckensszenario beschreibt Dirk van Versendaal in seinem Roman „Nyx“. Ein Kreuzfahrtschiff mit Pflegebedürftigen der verschiedenen Klassen. Besser gefällt mir allerdings Careslam: Hier ergreifen endlich Pflegende selbst das Wort, um über ihre Sorgen, aber auch über ihre Leidenschaft zu sprechen.
Gott sei Dank gibt es viele großartige Aufbrüche: In Emmendingen beispielsweise, wo kürzlich ein Dekanatsfachtag zum Thema Sorgende Gemeinschaften stattfand (hier mein dortiger Vortrag), in Marbach, wo sich am 21. März Vertreter aller Vereine in der Stadt zu dieser Fragestellung treffen, oder auch im Mehrgenerationenhaus in Wunstorf, das sich noch stärker mit anderen Initiativen verbinden will. Auf dem Deutschen Seniorentag in Dortmund halte ich am 29. Mai einen Vortrag zu Quartiersentwicklung. Und auch NEKS (Netzwerk Existenzielle Kommunikation und Spiritualität) beschäftigt sich am 9. Juni in Hamburg mit diesem Thema, um zu erkunden, welchen Beitrag Spiritualität zur Quartiersentwicklung leisten kann. Eine verwandte Frage verfolgt der Seelsorge-Fachtag Oldenburg zu Seelsorge und Quartiersentwicklung am 19. Juni. Spiritualität und Alter ist schließlich das Thema am 12. Juni in Frankfurt am Main. Um das Abschiednehmen im hohen Alter geht es beim Hospizverein Kraichgau am 19. März in Bad Rappenau. Mein Thema: Lebenssatt – das Leben satt: Vom guten Abschiednehmen im hohen Alter. Voll Inspirationen zum Thema Abschied, Tod, Trauer und Friedhofskultur ist übrigens das Praxisbuch „Niemand soll vergessen sein“ von Barbara Heuerding und Carmen Berger-Zell, das ich gern weiterempfehle.
Bedingungsloses Grundeinkommen und Gedanken zur Arbeit
Mit dem Eklat um die Tafeln ist das Thema Armut wieder ins Zentrum gerückt. Sichtbar wird, dass die Arbeitseinkommen für eine größere Gruppe nicht mehr ausreichen: Signalisiert die Debatte um das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) den Aufbruch in ein neues Paradigma? Welcher Gruppe wäre damit geholfen und welcher nicht? Was würde passieren, wenn alle anderen sozialen Leistungen (Beratung, Begleitung etc.) gestrichen würden, um eine angemessene Höhe finanzieren zu können? Es ist ja absehbar, dass die Digitalisierung immer mehr Arbeitsbereiche betrifft – und Roboter viele unserer heutigen Tätigkeiten übernehmen. Dass aus der Arbeitsgesellschaft tatsächlich eine Tätigkeitsgesellschaft wird. Sollten wir das BGE aus einer Robotersteuer finanzieren – oder ist das nur ein Alibi für die wachsende soziale Spaltung? Unsere Gesellschaft hat noch keine Antwort auf diese Fragen. Darum ist es gut, dass derzeit an verschiedenen Stellen Modellversuche laufen, beispielsweise in Schleswig Holstein. Der Ökonom Thomas Straubhaar, der sich seit vielen Jahren mit diesem Thema beschäftigt, ist jedenfalls der Auffassung, dass die Frage drängender wird – und das teile ich (vgl. aktuell auch Edition brand eins 1/2018: „Was würdest Du arbeiten, wenn Du nicht musst“). Ob das BGE die Lösung ist oder nicht –Gerhard Wegner, Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD, hält es für eine „soziale Illusion“, die feministische Theologin Ina Praetorius streitet dagegen seit Jahren dafür und sieht vor allem die Chance für Frauen: In jedem Fall wird zu klären sein, wie wir für Ältere, Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen, Frauen und Männer, die für Kinder oder Pflegebedürftige sorgen, und auch für schwer am Arbeitsmarkt Vermittelbare ein hinreichendes Einkommen sichern – gerade da, wo die Absicherung durch die eigene Arbeit bzw. die Rente aus verschiedenen Gründen nicht ausreicht oder die Abhängigkeit von der Familie oder von Hartz IV als demütigend erfahren wird. Von einer angemessenen Antwort auf diese Frage hängt, das ist meine feste Überzeugung, nicht nur die Zukunft der konkret Betroffenen ab, sondern die unserer ganzen Gesellschaft.
Das komplexe Thema Arbeit beschäftigt mich immer wieder und auf ganz verschiedenen Ebenen. So diskutieren wir über Langzeitarbeitslosigkeit auf einer Tagung der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit am 10. April in Schwerin. „Mensch, was brauchst du?“, fragt eine Tagung der Arbeitnehmergruppe des Verbandes Kirche – Wirtschaft – Arbeit zur Zukunft der Arbeit mitten im Ruhrgebiet am 16. Juni, wo ich eine Moderation übernehme. Und um die Rolle älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor allem in Kirche und Diakonie dreht sich mein Vortrag beim Kongress der Initiative Kirche, Verwaltung & Information am 13. Juni in Mainz: „Dranbleiben und neue Wege entdecken“. Genauer bin ich diesem Motto in meinem Buch „Aufbrüche in Umbrüchen“ nachgegangen. Natürlich beschäftigt sich der KVI-Kongress auch mit den Fragen der Digitalisierung wie mit den Führungsaufgaben in Kirche und Diakonie. In einer Arbeitsgruppe mit Anke Homann vom Vorstand der Diakonie Schleswig-Holstein wird es vor allem um Frauen in der Führung kirchlicher und diakonischer Organisationen gehen. Prof. Annette Zimmer leitet hierzu ein Projekt an der Uni Münster, das von der irritierenden Beobachtung ausgeht, dass Frauen auch im Sozialen, wo sie 75 Prozent der Arbeitnehmerschaft ausmachen, in den Führungsebenen extrem unterrepräsentiert sind. Anlässlich des Equal Pay Days am 18. März hat übrigens gerade der Deutsche Frauenrat die Zusammenhänge zwischen der Benachteiligung von Frauen bei Entgelt und Karrierechancen zusammengebracht mit dem Problem der mangelnden Achtung für die „weibliche“ Sorgearbeit. Ein sehr lesenswerter Beitrag.
Lesung und Radiosendung: Um den Beitrag Älterer in der Erwerbsarbeit, aber auch in Familie, Ehrenamt und Zivilgesellschaft geht es in meinem Buch „Noch einmal ist alles offen“, aus dem ich am 18. April Wunstorf im Mehrgenerationenhaus lese. Hören kann man mich auch in der Sendung „Zeitgenossen“ am Karfreitag von 17.05 bis 17:50 Uhr im SWR im Gespräch mit Holger Gohla.
Zeig deine Hoffnung!
Wo und wie auch immer Sie die Woche auf Ostern zu verbringen: Ich wünsche Ihnen wie mir Zeit, um Krisen wahrzunehmen, Traurigkeit zu bewältigen und neue Anfänge zu entdecken. „Zeig dich, Gott“ ist das Motto der Karwoche in der diesjährigen Fastenaktion, und in der dringenden, fast verzweifelten Bitte steckt auch Mut: endlich den Mund aufmachen und Ungerechtigkeit, Einsamkeit, hochgezogene Mauern und sinnlose Grabenkämpfe beim Namen nennen. In der Karwoche ist Zeit dafür. Zeit aber auch, sich auf die Suche zu machen nach neuen Wegen und neuen Anfängen. Vielleicht gehen Sie in eine Osternacht und freuen sich daran, wie das Licht Christi sich ausbreitet in der dunklen Kirche, bis jeder so ein kleines Hoffnungszeichen trägt … Im Gottesdienst am 22. April in Osterwald wird es übrigens auch um Hoffnung gehen, die Hoffnung, die selbst Gefängniszellen weitet. Eine Erfahrung von Paulus, aber auch von vielen Bloggern, Dichtern, Journalisten heute in der Türkei und anderswo (vgl. die Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen). Vielleicht ist die Osterzeit auch eine Gelegenheit, etwas von ihnen zu lesen, beispielsweise Reportagen von Deniz Yücel, auch aus dem Gefängnis, („Wir sind ja nicht zum Spaß hier“) oder die Streitschrift „1000 Peitschenhiebe. Weil ich sage, was ich denke“ des saudiarabischen Bloggers Raif Badawi.