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Newsletter 30 / August 2024

Spätsommer. Die Tage gleichen sich: lange schlafen, draußen frühstücken, lesen und laufen – als würde aus den vielen Tagen einer. Einer wie der andere. Wenn ich mich an solche Urlaube erinnere, spüre ich, wie tief die Bilder gespeichert sind. Ich habe noch den Duft von frischem Gras in der Nase, hocke noch an einem Bergbach in der Schweiz und wir sammeln Steine, um einen kleinen Staudamm zu bauen. Doch heute höre ich die Wellen rauschen, sehe das Meer glitzern. Hier am Großen Belt, oben über der Steilküste, sitze ich auf einer alten Holzbank, lese und schreibe. Die Worte formen sich und ich bin da. Ja, es gibt auch die anderen Urlaube, an denen wir jeden Tag eine neue Sensation sehen: eine alte Stadt, ein Museum, eine Landschaft, die wir noch nicht kannten. Wenn ich später daran denke, wundere ich mich, dass es nur fünf oder sechs Tage waren, so viel Neues, so viel Verschiedenes steckte darin. Und manchmal bin ich froh, dass es die Handyfotos gibt, die noch von allem erzählen. Aber ein richtiger Urlaub muss langweilig sein, hat mir mal ein befreundeter Arzt gesagt: „Wenn du dich erholen willst, musst du dich entspannen und alles vergessen.“
Newsletter 30 / August 2024

Bei den letzten Maskenumzügen zum Winterabschied tanzten zottelige Gestalten durch die Nacht: Bären und Wölfe mit zausligen Fellen, Trommeln und Schellen – unheimlich, fremd und schwer zu deuten. Beim Singspiel auf dem Nockherberg zur Feier des Starkbieranstrichs in Bayern, wo Politiker und Politikerinnen „derbleckt“ werden, tanzte diesmal eine schwarze Katze auf einem Steckenpferd hin und her über die Bühne, ohne je ein Wort zu sagen. Alice Weidel, die sonst für scharfe Reden steht, blieb hier stumm – und vielleicht deshalb umso unheimlicher. Schließlich biss sie „Friedrich Merz“ aber eine Hand ab. Die großen Umbrüche seit der Inauguration von Donald Trump, der Rede von J. D. Vance bei der Münchner Sicherheitskonferenz und seinem Treffen mit Alice Weidel, der Demütigung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj durch Trump und Vance vor laufenden Kameras sowie der Regierungsbildung hier in Deutschland mit dem Beschluss über das „Schuldenpaket“ und den damit verbundenen Grundgesetzänderung waren voller Signaturen, die es wohl die meisten von uns haben schwindelig werden lassen. Jetzt macht ein neuer Begriff die Runde: Statt von der Zeitenwende ist nun vom Epochenbruch die Rede. Das klingt nach Abbruch, nach Zertrümmerung alter Gewissheiten.
Newsletter 29 / Februar 2024
„May you live in interesting times“, das soll ein chinesischer Fluch sein. Öfter wurde das Zitat aufgegriffen, zuletzt sehr sichtbar bei der Venedig-Biennale von 2019. Die Zeiten sind seither sicherlich noch viel schwieriger geworden. Doch der zurückgenommene Gestus leuchtet mir ein: der Simplifizierung wie der Furcht und nicht zuletzt der hektischen Skandalisierung entgegenzutreten mit ruhigem, genauem Hinschauen. Und immer wieder mit Interesse und Empathie. Dazu möchte ich Mut machen und auch dazu, hinter den vielen offenen Fragen nach neuen Wegen zu suchen.
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Newsletter 28 / August 2023
Die Mühen der Zeitenwende
Die große Pause
„Die große Fracht des Sommers ist verladen“ – ich liebe gerade diese Zeile aus Ingeborg Bachmanns Gedicht „Die große Fracht“. Vor meinem inneren Auge tauchen Bilder auf: Erntewagen, die durch unser Dorf fahren, Sonnenschein auf dem Meer, kreischende Möwen. Sommerbilder, in vielen Jahren gesammelt. Urlaubserinnerungen, Fotos, Lieder. Ich denke an Freiheit, Zeit ohne Vorgaben – und auch an die Melancholie der letzten Tage. Es ist schon ein Wunder: Wir fahren an einen anderen Ort, der Rahmen unserer Tage ändert sich, neue Zeitstrukturen entwickeln sich, Gewohnheiten brechen auf. Und plötzlich sehen wir unser Leben aus einer neuen Perspektive. Neue Ideen tauchen auf wie Sternschnuppen in den Perseidennächten.
Newsletter 27 / März 2023
Unterbrechungen
Etwas dazwischenkommen lassen
„Was uns dazwischenkommt, kommt uns mitunter gerade recht“, sagt Markus Mirwald. So geht es mir oft mit den besonderen Zeiten im Kirchenjahr. Zu Beginn dieses Jahres war ich ganz auf die Katastrophen konzentriert, deren Zeugen wir gerade sind: auf den Krieg in der Ukraine, das Erdbeben in der Türkei und in Syrien, aber auch auf Long-Covid, das so gar nicht zu Ende gehen will. Zugleich war und bin ich beeindruckt von Menschen, die gegen schlimme Zustände aufstehen. Von den Protestierenden im Iran oder denen in Belarus, die aus der medialen Aufmerksamkeit hierzulande verschwunden sind und doch noch immer kämpfen. Oder auch von Menschen in Deutschland, die mit Fantasie und Energie auf Probleme hinweisen, die schlicht aus dem Blick von Medizin und Politik gefallen zu sein scheinen: Marina Weisband und andere zeigen in den Sozialen Medien ihre Schuhe, die sie nicht mehr benutzen können, weil sie wegen Long Covid oder anderer Krankheiten unter chronischer Fatigue leiden, die kaum jemand ernst nimmt.
Newsletter 26 / Oktober 2022
Zeit des Wandels: Klären was zählt
Stürme, Farben und Krisen über Krisen
Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Herbststürme die letzten Kastanien von den Bäumen geschüttelt haben. Aber noch leuchten die Blätter in den intensivsten Farben unter oft strahlend blauem Himmel. Doch statt den Herbst zu genießen, würden sich viele in diesem Jahr am liebsten verkriechen. Über die sozialen Medien werden mir dauernd warme Wintersachen angeboten: Wärmekissen, Wolldecken, kuschelige Hausschuhe … Offenbar sind viele schon damit beschäftigt, wie sie den Winter überstehen, wenn die Energie knapp wird. Kaum vorstellbar, wie das in der Ukraine gehen soll, wo schon jetzt mehr als vierzig Prozent der Energieinfrastruktur zerbombt worden sind. Die steigenden Energiepreise, Inflation und Kriegsangst gehen wie Schatten mit durch den Tag. Und sinken die Temperaturen, wird das Wetter regnerisch, dann fragen wir einander, ab wann und wie wir heizen … Dabei ist es noch nicht lange her, dass wir uns über ein bisschen Regen gefreut hätten. Nach den Hitze- und Dürrewellen dieses Sommers haben die Bilder von leeren Getreidehalmen, dem sinkenden Spiegel der Bevertalsperre und liegengebliebenen Rheinschiffen gezeigt, dass die Folgen des Klimawandels längst auch in unserem Land angekommen sind – eine Bedrohung, die alles andere noch überlagert.
Newsletter 25 / Juni 2022
Zeitenwende. Und Pfingsten.
Die Wand, die aufreißt: Grenzerfahrungen oder das Ende der Illusionen
„Haben Sie nicht auch manchmal das Gefühl, als bewege sich nichts? Als wachse vor uns eine Mauer des Stillstands, die immer höher wird – trotz stetiger Beschleunigung? Wie bei einer Zugfahrt, wo man im Vorbeifahren die Landschaft nicht mehr erkennt?“ Das fragt Alice, eine junge Philosophin, den Bürgermeister von Lyon. Es ist eine Szene aus dem Film „Alice und der Bürgermeister“, der 2019 in die Kinos kam – kurz vor der Pandemie. Diesem Bürgermeister fehlen die Ideen, wie man in der Stadt Lyon noch mehr Fortschritt erzielen könnte. Trotz Diskussionen mit Künstler*innen, World-Cafés, Zukunftskonferenzen gelingt es ihm nicht, wirklich in Kontakt zu kommen mit dem Leben der Bürgerinnen und Bürger. Alice lebt einfach im Hier und Jetzt – sie hat keinen Plan für morgen, keine Vorstellung von einem zukünftigen Beruf. Alles scheint möglich. Der Schlüssel, meint Alice, sei Bescheidenheit. „Alice oder Die Bescheidenheit“ ist denn auch der deutsche Titel von Nicola Parisers Film.
Newsletter 24 / Januar 2022
Krisen. Konflikte. Wo liegen die Chancen?
Resonanzen zum Jahreswechsel
„Einerseits hat man in diesen Tagen ein Gefühl des Stillstands – und andererseits scheint sich unter der Decke viel zu verändern“, schrieb vor kurzem eine Kollegin. Und ein anderer meinte, er fühle sich viel öfter herausgefordert, sich in den aktuellen Konflikten zu positionieren, vom Impfen bis zum Verhältnis zu Russland. An der Weihnachtspost ist mir aufgefallen, wie viele von uns die ruhigen Tage genutzt haben, um den Wandel zu verstehen, den wir gerade erleben. Die Karten, Briefe und Mails berichten von Verletzlichkeit und Ungewissheit. Oft geht es auch um die Frage, was wohl noch auf uns zukommt. Im Umgang mit Zukunft spricht das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD von einem futuristischen und einem adventlichen Aspekt. „Der futuristische Aspekt sagt uns, dass wir für die Zukunft, die wir uns wünschen, die uns ein gutes, nachhaltiges und gerechtes Zusammenleben auf unserem Planeten bieten soll, selbst arbeiten müssen. […] Wir sind aber in unserem Verhältnis zur Zukunft auch durch den adventlichen Aspekt bestimmt, dass die Zukunft auf uns zukommt. Das verbinden wir im christlichen Glauben mit der göttlichen Verheißung, dass uns mit und in der Zukunft auch Gott selbst entgegen kommt“, schreibt Direktor Georg Lämmlin in seinem Weihnachtsgruß.
Newsletter Nr. 23/September2021
Grenzen spüren. Muster brechen. Neues beginnen.
Warum ist es so entsetzlich schiefgegangen mit dem Einsatz in Afghanistan und nun mit seiner Beendigung – mit so verheerenden Folgen für tausende Menschen dort, mit einer großen Frustration für alle, die sich in dem Land engagiert hatten? Die Frage mag naiv klingen, denn natürlich ist es eine Vielzahl von Gründen, sind es hochkomplexe Zusammenhänge, die dahinterstehen. Doch mir scheint, die zentralen Themen sind der Umgang mit Informationen und der Umgang mit Verantwortung. „Organisierte Verantwortungslosigkeit“ ist einer der Begriffe, die gerade wieder kursieren, und tatsächlich fragt man sich, warum die Informationen nicht zuletzt der Bundeswehr selbst über die Situation in Afghanistan offenbar nicht gehört wurden, warum niemand der katastrophalen Entwicklung Einhalt geboten hat. Auch bei der Flutkatastrophe stellen sich Fragen nach Informationsflüssen und nach Verantwortlichkeiten.
Newsletter Nr. 22/April 2021
Verstehen. Macht. Gemeinschaft.
Übersetzen: ins Andere, ins Offene, in die Gemeinschaft
Haben Sie auch Armanda Gorman gesehen, wie sie ihr Gedicht „The hill we climb“ vortrug bei der Amtseinführung von Joe Biden? In ihrem gelben Kleid, mit ihrer starken Ausstrahlung? Es sei darin Raum für Trauer und Schrecken, für Hoffnung und Einigkeit, sagte sie später über ihr Gedicht – und hoffentlich auch Atem für Freude, denn es gebe etwas zu feiern. Ich denke, das alles ist tatsächlich enthalten in ihrem Gedicht. Es hat nicht lange gedauert, bis das Gedicht in aller Welt übersetzt und das Übersetzen selbst zum Thema wurde. Kann nur gut übersetzen, wer die Herkunft des oder der anderen kennt? Wer dieselbe Krisensituation erlebt, dieselbe Perspektive gewonnen hat?
Newsletter Nr. 21/Januar 2021
Das Morgen im Blick
„[…] Was ist rührender für ein Menschenherz als der Anfang einer Welt und die Jugend voller Ungewissheit und der Anfang einer Liebe, wenn alles noch möglich ist, wenn die Sonne, noch bevor sie sich gezeigt hat, in der Luft und in den Gesichtern anwesend ist wie feiner Staub und man in der prickelnden Frische des Morgens schon die schweren Verheißungen des Tages spürt. In diesem Stall bricht ein Morgen an … In diesem Stall ist es Morgen. […]“
Diese Worte ließ Jean-Paul Sartre eine Figur in einem Weihnachtsspiel sagen – einem Text, den er 1940 in einem deutschen Internierungslager schrieb und dort auch auf die Bühne brachte.
Newsletter Nr. 20/September 2020
Vom Trotzdem
Newsletter Nr. 19/Mai 2020
Auf Pfingsten zu … Hand in Hand?!
Besondere Zeiten im Zeichen der Pandemie
Newsletter Nr. 18/Januar 2020
Für den Start ins neue Jahr: Freiheit und Sich-Anvertrauen
Newsletter Nr. 17/Oktober 2019
„May You Live in Interesting Times“, das ist der Titel der diesjährigen Biennale in Venedig. Die Herkunft des Satzes ist unklar, unklar auch, ob er als Fluch oder als Aufforderung gemeint ist. Doch gerade deshalb macht er wach und aufmerksam für die Zeiten, in denen wir leben. Darum geht es auch in diesem Newsletter, der der Biennale sehr viele Inspirationen verdankt. weiterlesen
Newsletter Nr. 16/April 2019
Verbundenheit – aus der Distanz und in der Nähe
Plötzlich war ich wieder in Keyenberg. Die Videos von Alle Dörfer bleiben haben mich hingebracht. Und ich dachte gleich an Kuckum, Beverath, Oberwestrich, Unterwestrich – die anderen Dörfer, die wie Keyenberg einmal zu meiner Gemeinde in Wickrathberg gehörten –; an das Krankenhaus in Immerath, wo ich gelegentlich Menschen besuchte, und an den Immerather Dom, der inzwischen abgerissen wurde. Auch auf meiner Homepage wurde das Abrissvideo zigmal geklickt. Auf YouTube war ich virtuell mit Ende Gelände unterwegs im RWE-Tagebau von Garzweiler – und es erinnerte mich an den Betriebsausflug damals in den 80ern, als ich ganz real bei „Rheinbraun“ war. weiterlesen
Newsletter Nr. 15/April 2019
Lockruf des Lebens
Memento mori
Dieser Tage habe ich eine neue App fürs Smartphone entdeckt: „Memento Mori – The ultimate productivity tool“, wie es in der Werbung heißt. Das Symbol: ein Totenkopf. Die Bildwelt: das unendliche Meer und der Sand mit den unzählbaren Körnchen. Die App mit der lateinischen Mahnung „Denk daran, dass du sterben musst“ lädt ein, sich ausrechnen zu lassen, wie viele Tage man schon lebt, um die Endlichkeit der eigenen Zeit zu begreifen. Und dann eben: produktiv zu werden. „Nutze jede Sekunde!“ Das nahende Ende als Antrieb zu Aktivität – das Leiden an der verrinnenden Zeit. weiterlesen
Newsletter Nr. 14/Januar 2019
Aufbruch. Zivilgesellschaftlich
„Oft möchte man einfach nur Augen und Ohren zumachen, um immer neue Schreckensmeldungen nicht mehr zu hören. Und ich ertappe mich manchmal bei einer Meldung dabei, dass ich denke: ‚Das muss ich nicht mehr erleben‘“, schrieb eine Freundin zu Weihnachten. „Dabei klagen wir wohl auf hohem Niveau“, meinte sie, „mein Mann und ich blicken auf eine intakte Familie, die gesund und finanziell abgesichert ist, und auf ein intern friedliches Weihnachtsfest.“ Wir sind ja nicht nur Getriebene – wir können uns erinnern, unseren Standort klären, uns auseinandersetzen. weiterlesen
Newsletter Nr. 13/Oktober 2018
Erntedank
„Herr: es ist Zeit, der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren laß die Winde los“, schrieb Rainer Maria Rilke 1902 in seinem Gedicht „Herbsttag“. Ich habe mich richtig gefreut, als Ende September endlich Wind und Regen an unseren Fenstern rüttelten und die Strandkörbe an der Küste vor sich her schubsten. Dieser Sommer war ohne Zweifel zu groß, zu trocken und zu heiß für unsere Breiten. Noch bei Beginn des Herbstes waren kaum zwei Stunden nördlich von Hannover mehr als tausend Feuerwehrleute im Einsatz, um 800 Hektar Torf zu löschen – ein Moorbrand nach Raketentests. weiterlesen
Newsletter Nr. 12/Juni 2018
Die Feuer erlöschen. Nach dem Ende der Industriearbeit
Mit der Schließung der letzten Zeche Prosper-Haniel in Bottrop endet dieses Jahr der Steinkohlebergbau im Ruhrgebiet. Inzwischen hat die sogenannte Kohlekommission ihre Arbeit aufgenommen, bei deren Kohleausstiegspfad es auch um die Braunkohle in der Lausitz geht. Um des Klimas willen, das auch in dem umständlichen offiziellen Titel gar nicht vorkommt … „Hömma! Dat ist hier nich für zum Spaß“ steht auf einer Karte, die ich neulich am Bahnhof in Oberhausen entdeckte. Die Prospekte, die im Hotel am Centro ausliegen, erzählen etwas anderes: Das Ruhrgebiet als Freizeitlandschaft. Gasometer und Fördertürme sind längst Museen. Wie geht es weiter mit der Region – was brauchen die Menschen? weiterlesen
Newsletter Nr. 11/März 2018
Hilferuf für Syrien
Vor wenigen Tagen hat mich ein Brief von Cornelia Füllkrug-Weitzel erreicht, der Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe und von Brot für die Welt. Sie kommt soeben aus Syrien zurück und schildert die dramatische Situation der Menschen dort auch in den Gegenden, wo nicht oder fast nicht mehr gekämpft wird. Und sie bittet dringend um Spenden. Nachdem in Syrien das UNHCR und UNICEF wegen der zurückgehenden Zahlungsbereitschaft der USA immer mehr Schwierigkeiten haben, ihre Projekte zu finanzieren, ist der Einsatz der Diakonie Katastrophenhilfe umso wichtiger. Momentan geht es darum, Menschen darin zu unterstützen, ihre zerstörten Häuser wieder aufzubauen – nicht zuletzt ein dringend notwendiger Schutz für Frauen vor sexueller Gewalt. weiterlesen
Newsletter Nr. 10/Dezemeber 2017
Advent: Himmelssterne in unserem Alltag
Reiß den Himmel auf und hol die Sterne runter! Wer sehnt sich nicht nach Licht in den dunklen Wochen? Und wer hofft nicht auf Neuanfänge im Advent? Manchmal sehe ich kein Licht am Horizont für die, denen es doch versprochen ist: für die Wohnungslosen und Pflegebedürftigen zum Beispiel. Sie brauchten wirklich einen Stern, der ihren Namen trägt.Oder eben einen Wohnungsgipfel im Kanzleramt, wie es die Berliner Caritasdirektorin Ulrike Kostka neulich gefordert hat. Rund 860.000 Menschen waren im vergangenen Jahr obdachlos – im Vergleich zu 2014 ein Anstieg um etwa 150 Prozent. weiterlesen
Newsletter Nr. 09/Oktober 2017
Here we are.
Über Quartiersentwicklung, sicheren Boden für die Pflege und Kunst als Augenöffnerin
„Here we are“… nach 27 Jahren deutscher Einheit in einem zerrissenen Land. „Here we are“ … achttausend Kilometer von Pjöngjang, wo Kim Jong-un die nächste Mittelstreckenrakete testet. „Here we are“ … sechstausend Kilometer von New York, wo Donald Trump Nordkorea mit der vollständigen Vernichtung drohte. „Here we are“ … sechs Monate, seit der Journalist Deniz Yücel im Untersuchungsgefängnis sitzt. „Here we are“ … fünfhundert Jahre, nachdem Luther seine welt- und lebensverändernden Thesen veröffentlichte. weiterlesen
Newsletter Nr. 08/April 2017
Noch einmal ist alles offen
„Noch einmal ist alles offen“: Der Titel meines neuen Buches passt gut in die Osterzeit. Das stärkste Symbol dieser Zeit ist schließlich der Stein, der am Ostermorgen vom Grab fortgerollt ist. Nichts hält uns in der Vergangenheit – das Grab ist leer. Und die Zukunft ist offen; es liegen keine Steine mehr im Weg. Ostern. Das sind auch die flauschigen Küken, die aus den Eierschalen gekrochen sind. Und die Schmetterlinge, die ihre Puppen abgestreift haben. weiterlesen
Newsletter Nr. 07/Februar 2017
Energien, die alles ändern
Die kalte Jahreszeit hat begonnen. Die schlimme Jahreszeit für Menschen, die keine Wohnung (mehr) haben. Die Bahnhofsmission am Berliner Bahnhof Zoo ist dann ein besonders wichtiger Ort. Dorthin kann man kommen, um etwas zu essen zu bekommen und eine Weile im Warmen zu sitzen. Im Hygienebereich kann man duschen und sich auch die Haare schneiden lassen. weiterlesen
Newsletter Nr. 06/November 2016
Von guten Orten
„Wir leben in interessanten Zeiten“, sagte neulich ein Journalist. Es war der erste Tag nach der Amtseinführung von Donald Trump – und über das ganze Land gab es Demonstrationen. „Interessante Zeiten“, meinte der Journalist, das sei in China allerdings ein Fluch. Beim Zuhören fiel mir ein, dass schon seit einiger Zeit alles spannend sein muss, was auf der Welt geschieht. „Noch eine spannende Woche“, „noch einen spannenden Abend“ wünscht man sich. weiterlesen
Newsletter Nr. 05/September 2016
Demnächst erscheint:
„Aufbrüche in Umbrüchen. Christsein und Kirche in der Transformation“
Zwischen Mails, WhatsApp und Facebook-Posts kommt es mir manchmal geradezu antiquiert vor, wie genau bei der Buchproduktion gearbeitet wird. Mehrfach gingen die Fahnen für mein neues Buch hin und her zwischen meiner Lektorin und mir, der Setzerin und der Verlegerin, damit die Überschriften und Kolumnentitel sitzen und möglichst keine Fehler mehr im Text sind. Aus der Zeit gefallen? Ich freue mich, dass es solche Sorgfalt noch gibt. weiterlesen
Newsletter Nr. 04/Juni/Juli 2016
Von der eigenen Kraft diakonischer Orte
„Man friert dort im Winter, gibt es doch keine Heizung; im Sommer kann es manchmal recht stickig sein, und doch fasziniert die Vorstellung, dass gerade hier, an diesem kaum veränderten Ort schon frühere Generationen gewirkt haben“, schreibt Norbert Friedrich, der Leiter der Fliedner-Kultur-Stiftung, über das Gartenhäuschen, in dem die diakonische Arbeit in Kaiserswerth mit der Aufnahme von zwei strafentlassenen Frauen begann. weiterlesen
Newsletter Nr. 03/April 2016
Gemeinwesendiakonie als innovative Kraft
Vor gut zwanzig Jahren forderte der Sozialpsychiater Klaus Dörner die Auflösung der Heime. „Ich will alt werden und sterben, wo ich gelebt habe“ – sein eingängiger Satz wurde paradigmatisch für einen neuen Umgang mit Alter, Pflegebedürftigkeit und Sterben. Was Einrichtungen und Verbände der Altenhilfe damals als heftige Provokation empfanden, haben vielen von ihnen seitdem äußerst innovativ umgesetzt: Mit betreutem Wohnen und Kurzzeitpflege, ambulanter Pflege und hauswirtschaftlichen Hilfen, aber auch mit Cafés und vielfältigen Kooperationen haben sie sich immer mehr ins Quartier geöffnet. weiterlesen
Newsletter Nr. 02/Oktober 2015
Bewährungsprobe Gemeinwesen
Liebe Leserin, lieber Leser, Willkommenskultur, das ist ein großes Schlagwort in diesen Wochen. Und es ist einfach bewegend, zu erleben, wie Menschen, die aus Kriegen und Elend fliehen, hier willkommen geheißen werden: die Szenen der herzlichen Begrüßung an den Bahnhöfen, der Einsatz so vieler Freiwilliger in den Aufnahmestellen, die Selbstverständlichkeit, mit der Menschen Spenden bringen, bei Behördengängen helfen, Deutsch unterrichten oder auch ihre Wohnung teilen. (Übrigens bin ich überzeugt, dass bei dieser Hilfsbereitschaft auch das Wissen mitschwingt, dass die Kriege und das Elend, aus denen die Menschen fliehen, auch etwas mit unserer Politik und unserem Wirtschaften zu tun haben.) weiterlesen
Newsletter Nr. 01/Mai 2015
Liebe Leserin, lieber Leser, „Gott schickt nicht in Rente!“ Mit diesem Titel haben mich Organisatoren des Zentrums „Älterwerden“ beim Deutschen Evangelischen Kirchentag gelockt, als sie um einen kleinen Impulsvortrag baten. Der Vortrag, den ich am 5. Juni in Stuttgart halte, ist noch nicht ganz fertig. Aber das Thema beschäftigt mich schon länger und in diesen Wochen erhalte ich fast täglich neue Impulse dazu: von Menschen, die Schwierigkeiten haben mit dem Ausscheiden aus dem Beruf, aber auch von solchen, die plötzlich ganz neue, ungeahnte Wege entdecken, ja, gerade an dieser Schwelle eine verschüttete Berufung entdecken. Ist Ihnen schon aufgefallen, wie viele Filme inzwischen solche Geschichten erzählen? weiterlesen