Ukraine: Denken, Leben und Handeln im Krieg.




https://www.litprom.de/weltempf%c3%a4nger/spezial-ukraine-osteuropa/

Die von Litprom e.V. viermal jährlich herausgegebene Bestenliste »Weltempfänger« nominiert seit 2008 belletristische Neuübersetzungen aus aller Welt, um damit herausragende literarische Stimmen im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen.

Normalerweise liegt der Fokus auf dem Globalen Süden — diese Sonderausgabe anlässlich des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine richtet den Blick nach Osteuropa.

Aktive und ehemalige Juror*innen geben persönliche Lese-Empfehlungen: insgesamt neunzehn Romane, Erzähl- und Gedichtbände sowie Sachbücher. Da es sich nicht wie sonst um eine Rangliste handelt, sind die Titel alphabetisch nach Autor*innen sortiert. Kuratiert wurde die Sonderausgabe von Anita Djafari und Andreas Fanizadeh.
Die Liste als PDF ansehen und gerne downloaden


Der »Weltempfänger« wird auch als doppelseitiges Streifplakat verschickt, das gerne bestellt werden kann. Schreiben Sie uns an: litprom@buchmesse.de

 Im Juni 2022 erscheint mit dem 55. Weltempfänger die nächste reguläre Ausgabe.



Ukraine-Krieg: Was wir jetzt opfern müssen

Ukraine-Krieg: Was wir jetzt opfern müssen. Während das Sterben im Ukraine-Krieg weiter geht, werden in Deutschland und in der Kirche viele Überzeugungen auf den Prüfstand gestellt. Ein hellsichtiger Kommentar von Philipp Greifenstein, Die Eule, 25. März 2022 https://eulemagazin.de/die-kosten-des-krieges-der-heroismus-des-alltags/



mdr_mitteldeutscherrundfunk
Verifiziert

In der @ardmediathek gibt es sofort Inhalte extra für ukrainische Kinder u.a. mit kyrillischen Titeln 🇺🇦🧒.

Kinder, die mit ihren Familien aus dem ukrainischen Kriegsgebiet nach Deutschland kommen, haben belastende Tage und Wochen hinter sich und müssen sich jetzt in einer neuen Umgebung mit einer fremden Sprache zurechtfinden. Umso wichtiger ist es, dass sie immer wieder Momente der Ruhe und Ablenkung haben.

Daher haben wir in der ARD Mediathek einen Bereich eingerichtet mit Sendungen speziell für Kinder, die kein Deutsch sprechen, mit werbe- und gewaltfreien Geschichten, die jedes Kind auf der Welt versteht. Mit dabei sind u.a. „Der kleine Maulwurf“, das „Sandmännchen“ oder „Shaun das Schaf“. Die Reihe „Deutsch lernen mit Socke“ führt Kinder spielerisch in die deutsche Sprache ein.

Den Link zum Angebot, das permanent ergänzt und vom #MDR koordiniert wird, findet ihr in der Bio.


„Putin braucht Anreize, diesen Krieg zu beenden“

Wie kann der Krieg gestoppt werden? Der Westen muss weiter mit Putin verhandeln, sagt Die Zeit, 19. März 2022
https://www.zeit.de/zustimmung?url=https%3A%2F%2Fwww.zeit.de%2Fpolitik%2Fausland%2F2022-03%2Fjanice-stein-ukraine-krieg-nato


Krieg in der Ukraine Liebe Europäer, machen Sie sich keine Illusionen

Ein Gastbeitrag von Serhij Zhadan Serhij, Der Spiegel, 18. März 2022 https://www.spiegel.de/kultur/literatur/krieg-in-der-ukraine-liebe-europaeer-machen-sie-sich-keine-illusionen-a-62d574fb-97f9-48b4-8d2d-ab763731e476


Abendforum 

Orthodoxe Kirchen in der Ukraine und Russland 

Können sie zur Beendigung des Krieges beitragen? 

16. März 2022, 17:00 Uhr bis 18:30 Uhr, Online 

Am Tag des Kriegsbeginns hat Metropolit Onufriy als Oberhaupt der zum Moskauer Patriarchat gehörenden Ukrainisch-Orthodoxen Kirche betont, der Krieg sei weder vor Gott noch vor den Menschen zu rechtfertigen. Damit setzte sich der Metropolit deutlich von der Haltung des Moskauer Patriarchen Kyrill ab. Im Hintergrund steht auch ein Konflikt, der vor drei Jahren zur Spaltung der orthodoxen Kirche in der Ukraine geführt hat. Aktuell haben auch 250 Priester der Russisch-Orthodoxen Kirche in einem offenen Brief gefordert: „Stoppt den Krieg.“ 

Ein Hauptthema des Abends wird die Rolle und ein möglicher Beitrag der Kirche(n) zur Deeskalation bzw. für die Beendigung des Krieges sein. Dabei geht es auch um die Frage, was an Unterstützung von den Kirchen in der weltweiten Ökumene erwartet wird. 

Unser Gesprächspartner ist Dr. Sergey Bortnyk, Dozent an der Theologischen Akademie und Mitarbeiter im Außenamt der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat), Kiew. 

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Evangelischen Akademie Villigst statt. Das detaillierte Programm und den Link zur Anmeldung finden Sie unter https://www.eaberlin.de/seminars/data/2022/pol/orthodoxe-kirchen-in-der-ukraine-und-in-russland 

Beachten Sie bitte aus aktuellem Anlass auch die Einladung zur Veranstaltung am 19.03.2022 „Back to basics? Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung nach dem Ukraine-Krieg“ (u.a. mit Katja Keul, Staatsministerin im Auswärtigen Amt). https://www.kircheundgesellschaft.de/veranstaltungen/ungleichheit-frieden-konfliktafk-jahrestagung-2022-2022-03-17-150000-3472 

Diskutieren Sie mit uns – wir laden Sie herzlich ein! 


Friedensdemo in Garbsen

14.3.22, Cornelia Coenen-Marx

Das darf nicht sein. Dass Schulen und Krankenhäuser beschossen werden. Dass Familien auf der Flucht in ihren Autos sterben. Dass Menschen in den belagerten Städten ohne Wasser, Strom und Gas frieren und hungern. Dass die Supermärkte leer sind. Es darf nicht sein, dass die wunderbaren Städte, die schönen alten Kirchen in Schutt und Asche liegen. Und dass ein Land ein anderes überfällt. Krieg darf nach Gottes Willen nicht sein.

Plötzlich höre ich Worte, die mich an die Kriegsgeschichten meiner Kindheit erinnern: Ausgebombt, verschüttet, entführt und verhört. Ich denke an die Familien, die damals ohne Väter blieben. An die Ruinen, in denen ich gespielt habe. Ich denke an die Kriegskinder, die jetzt im Alter noch einmal sehen, was sie nie wieder erleben wollten. Und an die Menschen unter uns, die aus den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien geflohen sind, aus Syrien oder Afghanistan oder vom Horn von Afrika. Alte Wunden reißen auf.

Wir sind in einer anderen Welt aufgewacht, hat Anna-Lena Baerbock am 24. Februar gesagt. Und es war eine Zeitenwende für uns alle. Tatsächlich sehen wir die Welt jetzt mit anderen Augen. Plötzlich erkennen wir, wie lange dieser Krieg geplant war – wir hätten es wissen können, aber wir haben Putin nicht ernst genommen. Jetzt sehen wir eine Aggression, die wir in Europa nicht mehr für möglich hielten. Unsere Träume vom ewigen Frieden sind wie Seifenblasen zerplatzt. Wir sehen russische Soldaten – 18, 19 Jahre alt-, die aus dem fernen Sibirien in die Ukraine gebracht werden. Wir hören von den Soldatenmüttern, die jetztum ihre Söhne bangen und trauen. Wir erleben, wie mutige Demonstranten in Moskau und St. Petersburg zusammengeknüppelt werden. Und wir bewundern den Freiheitswillen und den  Widerstand der Menschen in der Ukraine. Es war und ist richtig, dass wir den Widerstand, dass wir die Notwehr dieses Volkes unterstützen. Mit Sanktionen, ja – auch mit Defensivwaffen. Aber jetzt braucht es eine Waffenruhe, eine Feuerpause. Die Ukraine braucht sichere Fluchtkorridore für die Kinder, die Alten, die Familien.

Dabei weiß ich, viele wollen bleiben. So war es auch im letzten Krieg, als wir Deutschen das Land überfielen. „Ich fragte meine Mutter, warum ihre Großmutter Anna in Kiew geblieben sei“, schreibt die ukrainische Schriftstellerin Anna Petrowskaja. „Sie habe das Grab ihres Ehemanns Ozjel nicht verlassen wollten, sagte meine Mutter voller Gewissheit, und dann fügte sie etwas weniger überzeugt hinzu, Anna habe gedacht, es gäbe keine Notwendigkeit zu fliehen, oder vielleicht sei sie zu alt für die Flucht gewesen – aber eigentlich wisse sie das nicht“. Ich lese das und denke an die alte Frau, die sie in einer Schubkarre aus einem Dorf bei Kiew herauszogen.

Aber dieser Krieg findet nicht nur in der Ukraine statt. Die Flüchtlinge entfliehen ihm nicht. Er betrifft uns alle. Beim Presseclub gestern Mittag saßen die internationalen Gäste vor den Bildern der zerstörten Stadt Charkiv. Das ist die jetzt die Welt, in der wir leben und es gibt keinen Lebensbereich, der nicht betroffen ist:  Von der Ernährung bis zur Kultur, von Social Media bis zur Wirtschaft. Der Informationskrieg, der nun in der ganzen Welt stattfindet, tobt auch in unseren Köpfen: Es geht auch um unsere Freiheit und um unsere Demokratie.

Die Kriegslogik in unseren Köpfen – sie lässt uns den Blick nicht vom Handy nehmen. Viele können nicht mehr ruhig schlafen. Aber es ist wichtig, die Augen einmal zu schließen. Zur Ruhe zu kommen und Kraft zu schöpfen. Es ist wichtig, neue Klarheit zu gewinnen, damit der Hass nicht die Oberhand gewinnt. Damit wir uns immer wieder  verwurzeln im Frieden. Denn der Friede ist da – auch wenn wir ihn nicht sehen. In uns , um uns – eine andere Wirklichkeit. Menschen singen, Orchester spielen vom Frieden. Andere gehen in eine Kirche und zünden Kerzen an. Ich schließe die Augen und bete. Und heute stehen wir zusammen. 

Der Krieg ändert unser Leben total. Aber er hat nicht das letzte Wort. Das letzte Wort ist Frieden. Frieden machen, das ist der Ernstfall. Noch weiß niemand, wie das gehen soll in er Ukraine. Aber wir können viel tun, damit das bei uns gelingt: Wir können die Augen und die Hände aufmachen. Wir können spenden und Hilfsmittel liefern. Und wir können für die Geflüchteten da sein, die jetzt am Messebahnhof ankommen. Bei uns werden sie wohnen, ihre Kinder werden in unsere Schulen gehen – so wie die Kinder und Jugendlichen, die mit ihren Eltern aus Russland gekommen sind. Wir können dafür sorgen, dass der Krieg nicht weitergeht auf unseren Schulhöfen oder in den Pflegeteams in unseren Heimen und Krankenhäusern. Das darf nicht sein, dass Menschen nach nationaler Herkunft getrennt werden. Wir sind eine offene Gesellschaft- das macht unsere Freiheit aus. Die Freiheit, nach der sich so viele sehnen. In der Ukraine und auch in Russland. Die Demonstranten in Moskau und St. Petersburg, die Künstlerinnen und Künstlern, die Wissenschaftlern: Vergessen wir sie nicht. Sie sind die zweiten Opfer des Krieges. Denn Kriege kann man nicht gewinnen. Kriege kennen nur Verlierer. Gewinnen werden wir nur im Frieden.


Die Macht gewaltlosen Widerstands

Ziviler Widerstand, der auf Gewaltanwendung verzichtet, ist nicht weniger „realistisch“ als der bewaffnete Kampf und Aufrüstung. Im Gegenteil: Er hat viel häufiger Erfolg. Benjamin Isaak-Krauss, Die Eule, 10. MÄRZ 2022
https://eulemagazin.de/die-macht-gewaltlosen-widerstands/


https://www.facebook.com/deutschebahn/photos/a.317045298314476/5228972627121694/

Unsere Schienenbrücke von DB Cargo und DB Schenker nimmt Fahrt auf: In der Nacht zum Freitag ist bei Berlin ein erster Zug mit 350 Tonnen Hilfsgütern für die Menschen in der #Ukraine gestartet. Vielen Dank an alle Spender:innen und Beteiligten! Weitere Züge sind geplant. #WeStandWithUkraine

Alle Infos unter: https://www.deutschebahn.com/ukraine

https://www.facebook.com/gib.demfrieden.deingesicht/photos/a.106040168673349/119179947359371/

„Frieden liegt in der Verantwortung der Menschheit.
Er entspricht einer Haltung und Lebenseinstellung. Er ist überlebenswichtig.“
Susanne Zilgens, geb. 1972. Heilpädagogin
#friedensgesichter #75jahre #aachenerfriedenskreuz


https://chrismon.evangelisch.de/newsletter/2022/chrismontag-hilfe-fuer-die-ukraine-52415

chrismontag: Hilfe für die Ukraine

Liebe Leserin, lieber Leser.

Eine junge Frau drückt im Luftschutzkeller ihr Baby an sich. Zerbombte Häuser, verzweifelte Menschen. Die Berichte aus der Ukraine, die Fotos, die Filme: fürchterlich bedrückend. Gestern die Meldung des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen, dass seit Beginn des Kriegs in der Ukraine mehr als 1,5 Millionen Menschen in andere Länder geflohen sind.

Viele Leute in Deutschland wollen den Ukrainern helfen, mit Geld, mit Lebensmitteln, mit Decken, mit Powerbanks, das ist toll! Aber wie? Und wo kann man sich melden, wenn man Hilfsgüter sortieren, Geflüchtete privat unterbringen möchte? Unser Mitarbeiter Daniel Friesen hat eine Übersicht angelegt, die laufend aktualisiert und erweitert wird, darin kleine Kirchengemeinden und große Organisationen.

Wie etwa das Gustav-Adolf-Werk, das Diasporahilfswerk der evangelischen Kirche. Es unterstützt Partnergemeinden, auch die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine (DELKU) in Odessa. Oder Gemeinden in den Nachbarländern Ungarn, Polen, Rumänien und der Slowakei.

Ehrenamtliches Tun beschäftigt uns in der chrismon-Redaktion sowieso immer, ganz neu interviewen wir jetzt jeden Monat jemanden, der oder die sich einsetzt, als Müll-Engel oder als Lesepatin. Denn ja, die Hilfen für Ukrainer und Ukrainerinnen sind dringlich, aber es werden auch weiterhin Leute gebraucht, die in Frankfurt am Main Müll sammeln oder Kindern vorlesen.

Und so schön es ist, jemandem helfen zu können, manchmal gibt es im Ehrenamt auch Frust. Wie man den vermeiden kann, erzählt der Diplom-Pädagoge Tim Kurth vom Diakonischen Werk Main-Taunus im Interview.

Ich wünsche Ihnen eine zuversichtliche Woche.

Herzliche Grüße

Mareike Fallet
Textchefin

Spenden für Kriegsopfer in der Ukraine

Hilfe für Kriegsopfer

Zahlreiche Organisationen und Initiativen bitten um Spenden für die Opfer des Ukraine-Krieges. Eine Übersicht

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Gustav-Adolf-Werk: Spenden für die Ukraine

Nothilfe für die Ukraine

Das Gustav-Adolf-Werk unterstützt Partnergemeinden im Kriegsgebiet – und Geflüchtete, etwa in Polen

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Interview mit einem Pfarrer aus Odessa zum Krieg in der Ukraine

„Wir können die Menschen hier nicht verlassen“

Der russische Präsident hat seinen Truppen befohlen, die Ukraine anzugreifen. Ein Stimmungsbild aus Odessa von Pfarrer Alexander Gross

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Ehrenamtlicher Müllsammler

„Man macht das Leben sauberer“

Martin Franke, ist Müll-Engel in Frankfurt am Main. Warum macht er das?

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Ehrenamtliche Lesepatin

„Er setzte sich zu uns und lauschte still“

Marion Fütterer, 85, liest jede Woche Flüchtlingskindern vor. Warum macht sie das?

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Wie sich Ehrenamtliche vor Frust schützen

„Gehen Sie ehrlich miteinander um!“

Tim Kurth rät Ehrenamtlichen, Erwartungen klar auszusprechen und sich und andere nicht zu überfordern

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https://www.texterella.de/mode-text.php/lifestyle/comments/Krieg_Ukraine

Texterella persönlich.

Wie ich in diesen Zeiten bei Sinnen bleibe.

Nach zwei Jahren Pandemie und einigen privaten Traurigkeiten hätte ich nicht gedacht, dass sich das alles noch toppen lassen würde – im negativen Sinne. Und doch ist es genauso gekommen. Nicht nur gibt es gut 1000 Kilometer entfernt einen Krieg, P*tin zündelt auch noch mit der Atombombe. Was ist nur mit unserer Welt passiert? Die Frage stelle ich mir mittlerweile jeden Tag. Nein: jede Stunde.

Und auch wenn dies Zeiten von großer Solidarität, Hilfsbereitschaft und Altruismus sind und auch sein müssen – so sollten wir uns unbedingt auch um uns selbst kümmern. Nur wenn wir selbst bei Kräften bleiben, können wir anderen helfen. Kennen wir ja vom Fliegen: Erst sich selbst die Sauerstoffmaske aufsetzen, und dann anderen helfen.

Es ist also nicht egoistisch in diesen Zeiten auch an sich selbst zu denken. Im Gegenteil: Es ist vernünftig und fürs Ganze sogar hilfreich. 

Beten hilft mir persönlich auch.
(Foto: Susanne Ackstaller, Georgien 2019)

Was wem hilft, ist natürlich sehr individuell. Die eine betreibt Business as usual, um schlimme Gedanken zu vertreiben, die andere packt im Akkord Care-Pakete mit Babykleidung und Windeln, die dritte konsumiert eine Nachrichtensendung nach der anderen und kann nicht aufhören auf dem Handy durch die News zu scrollen („Doomscrolling“ nennt sich das übrigens, habe ich gelernt). Natürlich ist nichts davon falsch und es steht mir sowieso nicht an, darüber zu urteilen. Was „gut tut“ oder wenigstens ein Ventil ist, ist okay. 

In diesem Beitrag spreche ich also nur von mir. Was mir hilft und was ich tue, um in diesen Tagen bei Verstand zu bleiben. Bei dir kann es etwas anderes sein. 

Ich darf mich überfordert fühlen

Ich gestehe es mir zu, aktuell überfordert zu sein. Es ist okay, dreimal am Tag wegen Nichtigkeiten in Tränen auszubrechen, sich nicht konzentrieren zu können und nichts „geschafft“ zu kriegen. Ich bin ein Mensch, keine Maschine. Ich darf traurig, ratlos und am Limit sein. 

Vorsicht mit Nachrichten!

Meine Nachrichtenkanäle wähle ich bewusst aus. Alles, was nach Riesenschlagzeilen und Clickbaiting aussieht, vermeide ich tunlichst. Diese Art Journalismus lebt davon, Katastrophen zu überhöhen und mit den Ängsten der LeserInnen zu spielen. Überhaupt höre ich Nachrichten lieber, als dass ich sie lese, denn so vermeide ich Bilder – die sich mir leider immer sehr schnell einbrennen. Am liebsten mag ich die Politik-Podcasts auf Deutschlandfunk: Hier bekommt man gut recherchierte Nachrichten und Informationen so sachlich präsentiert, dass sie besser verträglich sind. Übrigens muss man auf Social Media immer auch mit Fake News rechnen. Alles, was mir seltsam vorkommt, versuche ich erstmal zu verifizieren, bevor ich es weitergebe. 

Eskapismus ist erlaubt

Ja, dies ist die Zeit für „Emily in Paris“, die x-te Wiederholung von „Sex and the City“ und andere Lieblingsfilme mit Happy End. Damit drücke ich ganz bewusst die Pausentaste für die Katastrophennachrichtendauerschleife in meinem Kopf. Schwere Literatur versuche ich zu vermeiden, die Situation ist schwer genug. Die tollen und gut recherchierten Historienschinken von Rebecca Gablé etwa entspannen mich und lenken mich ab. Zugleich versuche ich möglichst viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen: Mein Mann, meine Kinder und die Katzen tun mir wirklich gut.

Aktiv helfen

Viel können wir ohnehin nicht tun, aber bei dem wenigen, das möglich ist, werde ich aktiv: ich spende, ich biete unser Gästezimmer für Geflüchtete an und am Sonntag war ich in Freising auf einer Mahnwache. Friedensdemos als sichtbares Zeichen der Unterstützung und der Solidarität gegenüber der Ukraine halte ich sogar für besonders wichtig. 

Letztlich versuche ich aber auch, das Geschehen zu akzeptieren. Es ist, wie es ist. Und ich kann es nicht ändern. Es ist doch so: Irgendwie geht es immer weiter, und wie auch immer dieser Krieg ausgeht – wir werden damit zurechtkommen. Weil wir es müssen. Das stimmt mich auf eine seltsame Art zuversichtlich. Irgendwann, da bin ich mir sicher, werden wir wieder fröhlich sein und lachen.

Und hier auf Texterella?

Was mich auch noch bewegt, sind ganz konkret die Inhalte, die ich aktuell auf meinem Blog teile: einerseits möchte ich nicht in eine freudlose Endzeitstimmung verfallen, andererseits scheint mir die bunte und fröhliche Modewelt derzeit auch nicht passend. Ich bin wirklich unentschlossen, was ich hier auf Texterella veröffentlichen kann/soll – und was du hier aktuell lesen willst. Für ein kleines Stimmungsbild in den Kommentaren wäre ich daher sehr dankbar! 

Ein paar Blogger-Kolleginnen haben ebenfalls über das Thema geschrieben:

Claudia Steinlein von Glam up your lifestyle: Ein paar Worte über die aktuelle Situation

Conny Doll von Conny Doll Lifestyle: Solidarität auf Social Media

Joanna Goetz von Liebesbotschaft: Krieg in der Ukraine. Wie ich mit der momentanen Situation umgehe.

Nic Hildebrandt von Luzia Pimpinella: #StandwithUkraine Sieben Dinge, die jede*r tun kann, um der Ukraine zu helfen.

Nicole von Life with a Glow: Montagsgedanken


https://www.kirchentag.de/service/aktuelles/maerz-22/erklaerung-des-praesidiumsvorstandes?mtm_campaign=NewsletterUkraine&mtm_kwd=erklaerung

Aktuelles

Erklärung des Präsidiums

Der Deutsche Evangelische Kirchentag lädt seit 1949 zum friedlichen Dialog ein und fordert zur gesellschaftlichen Verantwortungsübernahme auf. Als engagierte Christ:innen richten wir deshalb unseren Apell direkt nach Moskau: Kehren sie um! 

 Mehr lesen

Katastrophenhilfe der Diakonie

Wir rufen auf, die Arbeit humanitärer Hilfsorganisationen für die Ukraine und Menschen auf der Flucht mit Spenden und Tatkraft zu unterstützen. 
Jetzt spenden!


Kriegsbilder überall: Psychologin nennt 7 Methoden, um besser damit klarzukommen

„Können wir nicht einfach wegdrücken“. Kriegsbilder überall: Psychologin nennt 7 Methoden, um besser damit klarzukommen. Corinna Schreiber fass Tipps der Psychologin und Familientherapeutin Felicitas Heyne zusammen. Focus, 8. März 2022
https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/psychologie/koennen-wir-nicht-einfach-wegdruecken-kriegsbilder-ueberall-psychologin-nennt-7-methoden-um-besser-damit-klarzukommen_id_64810218.html


https://www.facebook.com/avitall.cantor/posts/4868053623314000

Avitall Gerstetter

Die Soli-Bänder sind angekommen. Wer mindestens 6 Euro überweist, bekommt ein Band der Solidarität. Die Spenden gehen an die ukrainische Botschaft.
Konto: Makkabi-Potsdam e.V. Sparkasse Berlin
IBAN: DE73 1005 0000 0190 8204 38
Spendenbescheinigung ab einem Betrag von 200 Euro möglich #standupforukraine


https://www.landeskirche-hannovers.de/evlka-de/presse-und-medien/frontnews/2022/03/09?fbclid=IwAR1cdrkAtjL5BSDWRG2o6k4ZinNA8NJuRXpuOUPmfPcNeI1ITdlmSoEZeEE

Eine ukrainische Familie aus Kovel hat in Walsrode Schutz gefunden

Seit 30 Jahren besucht Ljuba Semenjuk Walsrode – als Dolmetscherin für ukrainische Ferienkinder. Dass sie als Kriegsflüchtling kommen würde, lag außerhalb ihrer Vorstellungskraft. Doch jetzt ist sie da – mit ihrer Tochter und zwei Enkelkindern.

Die 13-jaehrige Zlata (2.v.li.) ist mit ihrer Mutter Oksana (3.v.li.), ihrem Cousin Dima (2.v.re.) und ihrer Grossmutter Ljuba Semenjuk (li.) am Mittwoch (02.03.2022) im Walsroder Ortsteil Bomlitz im Landkreis Heidekreis angekommen (Foto vom 04.03.2022). Sie sind vor dem Krieg aus ihrer Heimatstadt Kovel in der West-Ukraine geflohen. Jetzt wohnen die vier bei Herwig Sager (re.) von der „Kinderhilfe Kovel“, im Haus seiner kuerzlich verstorbenen Mutter. In den offiziellen Einrichtungen der Landesaufnahmebehoerde sind seit Beginn des Ukrainekonflikts bis zum Wochenende rund 500 Personen aufgenommen wurden. Ljuba kennt Bomlitz, und sie kennt Herwig Sager. Sie war schon oft bei ihm zu Gast. Seit mehr als zehn Jahren dolmetscht die 62-Jaehrige fuer die „Kinderhilfe Kovel“, einen Verein, der Anfang der neunziger Jahre infolge des Reaktorungluecks in Tschernobyl entstanden ist und Erholungsurlaube fuer ukrainische Kinder bei Gastfamilien organisiert. Dass sie einmal als Kriegsfluechtling kommen wuerde, lag ausserhalb ihrer Vorstellungskraft. (Siehe epd-Bericht vom 06.03.2022)

Zlata und „Tante Hedwig“ sind unzertrennlich. Den ganzen Tag schmusen und toben sie. Kommt Zlata ein Fremder zu nah, knurrt der Schweizer Sennhund. Ein Wachhund eben. Er ist den Menschen treu, gibt Schutz und warnt bei Gefahr – all das benötigt die 13-Jährige in diesen Tagen mehr denn je.

Zlata ist mit ihrer Mutter Oksana, ihrem Cousin Dima und ihrer Großmutter Ljuba Semenjuk am Mittwoch im Walsroder Ortsteil Bomlitz im Landkreis Heidekreis angekommen. Sie sind vor dem Krieg aus ihrer Heimatstadt Kovel in der West-Ukraine geflohen. Jetzt wohnen die vier bei Herwig Sager, im Haus seiner kürzlich verstorbenen Mutter. In den offiziellen Einrichtungen der Landesaufnahmebehörde sind seit Beginn des Ukrainekonflikts bis zum Wochenende rund 500 Personen aufgenommen wurden.

Ljuba kennt Bomlitz, und sie kennt Herwig Sager. Sie war schon oft bei ihm zu Gast. Seit mehr als zehn Jahren dolmetscht die 62-Jährige für die „Kinderhilfe Kovel“, einen Verein, der Anfang der neunziger Jahre infolge des Reaktorunglücks in Tschernobyl entstanden ist und Erholungsurlaube für ukrainische Kinder bei Gastfamilien organisiert.

Das erste Mal kam Ljuba 1992 mit ihrer damals zehnjährigen Tochter Oksana. Fröhliche Sommerfeste und blauer Himmel – das war Walsrode für die Semenjuks. „Wir haben immer so viel gelacht und jetzt?“, fragt die zierliche Frau, und die Tränen laufen ihr unablässig über das Gesicht.

Nie habe sie sich träumen lassen, dass es so weit kommen könnte. Natürlich gäbe es schon lange Sorgen und Ängste, aber die Separatistengebieten Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine lägen weit von der 70.000-Einwohner-Stadt Kovel entfernt, fast 1.200 Kilometer. Dass Russland die gesamte Ukraine angreifen würde? Undenkbar.

„Ich wollte nicht weg“

Die 13-jährige Zlata spielt mit dem Hund von Gastgeber Herwig Sager. Zlata und ihre Angehörigen können im Haus seiner verstorbenen Mutter wohnen. epd-Bild: Harald Koch

„Ich wollte nicht weg“, sagt Ljuba, die bereits viele Jahre verwitwet ist, „aber dann rief Oksana mitten in der Nacht und sagte, Bomben würden fallen, da haben wir gepackt.“ Eine kleine Tasche für jeden, 20 Minuten später ging es los. Mit Sager standen sie bereits in Kontakt. „Wir haben auch vor dem Angriff oft miteinander telefoniert.“ Für Sager stand außer Frage, dass er helfen würde. Auch dem 62-Jährigen fehlen die Worte. Er wischt sich Tränen aus den Augen. „Ich hätte nie gedacht, dass das passieren könnte.“

Die Frauen sorgen sich jede Stunde, jede Minute. An Schlaf ist nicht zu denken. „Mein Kopf und mein Herz platzen“, sagt Ljuba und reibt sich die Schläfen. Ihre Gedanken sind vor allem bei Sirgei, Ljubas Sohn und Dimas Vater, sowie Oksanas Mann Vitali. Beide sind in Kovel geblieben. Sie sind 43 und 40 Jahre alt und dürfen die Ukraine nicht verlassen. Das wollen sie auch nicht, wie Oksana betont. Die Männer bauten Barrikaden und Molotow-Cocktails, transportierten Lebensmittel und Medikamente. „Sie helfen, unsere Stadt zu beschützen“, sagt sie.

Michael Haacke ist langjähriger Vorsitzender der „Kinderhilfe Kovel“. Als er eine „SOS-Mail“ aus dem Rathaus Kovel erhielt, mit der Bitte, Unterkünfte zu besorgen, startete er einen Aufruf. Mehr als 200 Menschen meldeten sich und boten Zimmer an, nicht nur in der Region, „sondern aus einem Gebiet von Bremen bis Holzminden“, sagt Haacke.

Er selbst hat sich Freitagnacht mit einem Reisebus auf den Weg Richtung Ukraine gemacht. Im polnischen Chełm will er Flüchtlinge aus Kovel übernehmen, die sich mit einem von der „Kinderhilfe Kovel“ organisierten Bus auf dem Weg zur Grenze gemacht haben – unter ihnen eine weitere langjährige Dolmetscherin des Ferienprojekts mit ihrer 87-jährigen Mutter. „Dass diese Frau, die im Zweiten Weltkrieg Fürchterliches erlebt hat, das Vertrauen gefunden hat, zu uns zu kommen, rührt mich zutiefst“, sagt Haacke.

„Städtepartnerschaft nicht nur auf dem Papier“

Schreckliche Nachrichten aus der Heimat: Im Fernsehen ist Putins Krieg gegen die Ukraine Dauerthema. epd-Bild: Harald Koch

Dass die Hilfe für die Ukraine in Walsrode so effizient läuft, liegt Haackes Ansicht nach in der langjährigen, engen Verbindung mit Kovel. Die Partnerschaft, die 2003, lange nach der Vereinsgründung, geschlossen wurde, habe auf einem vertrauensvollen Miteinander aufsetzen können. Das sei wichtig. „Die Menschen haben die Städtepartnerschaft mit Leben gefüllt“, sagt der 62-jährige Tischler, „die existiert nicht nur auf dem Papier.“

Eine weitere lebendige Städtepartnerschaft mit Kovel gibt es knapp 100 Kilometer südlich von Walsrode. Barsinghausen (Region Hannover) und Kovel sind seit 2008 offiziell verbunden. Auch hier gibt es einen Verein, die „Kinderhilfe Ukraine“, die jeden Sommer sozial benachteiligte Kinder aus der ukrainischen Stadt aufnimmt.

An diesem Wochenende erwartet der Verein 50 Kinder. Sie werden ebenfalls alle privat unterkommen. „So schlimm es ist, dass sie von ihren Familien getrennt sind, ich bin sicher, dass es für die Eltern eine große Entlastung ist, ihre Kinder in Sicherheit zu wissen“, sagt die zweite Vorsitzende Andrea Gaede.

In Walsrode laufen derweil weitere Hilfsaktionen. Während Ljuba, Oksana, Dima und Zlata mit Sagers Hilfe versuchen, über das Unfassbare zu sprechen und etwas Zuversicht zu finden, sind Haacke und seine Mitstreiter dabei, einen LKW mit Sachspenden zu beladen. Anfang der Woche wollen sie losfahren. „Es ist gut, dass wir so viel zu tun haben“, sagt Haacke, „das lenkt etwas ab.“

Julia Pennigsdorf (epd)