Lars Charbonnier, Anke Pech, Franziska Woellert (Hg.) Familienorientierung stärken. Evangelische Arbeitgeber zwischen Innovation und Tradition. „Sinnerfüllt zu arbeiten und zufrieden zu leben sind Kennzeichen dessen, was die Bibel ‚Leben in Fülle‘ nennt“, schreibt Peter Burkowski in seinem Vorwort zu diesem Band – ein wichtiger Hinweis auf das große Ganze der Arbeit generell. Ein hilfreiches Buch für kirchliche (und andere) Arbeitgeber, die angesichts des Wettbewerbs um Fachkräfte attraktiv sein wollen. Mein Beitrag „Kirche ohne Ehrenamt?“ nimmt sich der Frage an, was die neue Rollenverteilung in der Familie für das Ehrenamt bedeutet.
Teresa A. K. Kaya (Hg.) Von Frau zu Frau: Praxishandbuch Biografiearbeit aus weiblicher Perspektive. Professionell begleitete Biografiearbeit ist längst eine anerkannte Methode der Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben, die beispielsweise hilft, mit Schwierigkeiten zurechtzukommen oder neue Handlungsräume zu erkennen. Teresa Kayas Buch ist eine Unterstützung, die besonderen Bedingungen von Biografiearbeit von/mit Frauen zu reflektieren. Neben theoretischen Überlegungen gibt die Vorstellung durchgeführter Projekte produktive Impulse. Ich konnte einige Erfahrungen aus der Gesprächsreihe „Oma trotzt Corona“ beitragen, in der zahlreiche Frauen von höchst innovativen und kreativen Initiativen berichteten.
Frauenkalender: Lass leuchten! „Lass leuchten! – Ein Zuruf, der gerade in schweren und dunklen Zeiten nicht laut genug sein kann. Lass leuchten: deine Zuversicht, deine Begeisterungsfähigkeit, dein Wohlwollen, deine Stärke …“ Mit dieser Aufforderung lädt der neue Frauenkalender schon ein ins neue Jahr. Sehr gern habe ich zwei Kalenderblätter dazu beigetragen und diesmal an Rosa Park erinnert.
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Das Praxishandbuch Biografiearbeit Online, das Teresa Kaya zusammen mit Sylvia Dellemann und Erika Ramsauer herausgegeben hat, zeigt auf, welche Chancen in der internetgestützten Biografiearbeit stecken. Ich habe zu dem Buch ebenfalls einen Beitrag geschrieben, bei dem ich die reichen Erfahrungen aus den Onlinegesprächen einbringen konnte, die ich im ersten Coronajahr unter dem Titel Oma trotzt Corona organisiert habe.
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Die Gesellschaft verändern, sich der Ausgrenzung von Menschen widersetzen – das war im 19. Jahrhundert das Werk vieler Frauen, die wir mit Fug und Recht als Vorkämpferinnen des heutigen Sozialstaates betrachten können. Doch die meisten von ihnen sind vergessen. Georg-Hinrich Hammer, ehemals Vorstand im Friedenshort, hat sich auf ihre Spuren begeben – und in ihrer Arbeit auch wichtige Impulse für heutiges Engagement entdeckt. Ich habe das Buch in der Zeitschrift P&S – Magazin für Psychotherapie und Seelsorge besprochen.
Offboarding heißt ein von Angelika Gaßmann herausgegebenes Buch. Das Besondere: Für das Verständnis des Übergangs zwischen Berufsleben und Ruhestand von Fach- und Führungskräften nimmt es sowohl die Perspektive der Unternehmen als auch die der Gehenden in den Blick, sowohl organisationspsychologische und managementbezogene Aspekte als auch die Emotionen der Einzelnen. Unter dem Motto „Sich regen bringt Segen“ habe ich mich mit einem Beitrag zu eigenen Initiativen und Unternehmensangeboten im Übergang an diesem vielschichtigen und für alle Seiten auch praktisch hilfreichen Buch beteiligt.
Ein Projekt, an dem ich besonders gern mitgearbeitet habe: Gemeinsam mit vielen Engagierten sowie mit anderen Autor*innen sind Bernt Renzenbrink und Gerhard Wegner der Frage nachgegangen, was Menschen motiviert, auch im Rentenalter aktiv zu sein und ihre Kompetenzen ehrenamtlich in den verschiedensten gesellschaftlichen Feldern einzubringen. „Ältere als Gestalter des Sozialraums“, heißt beispielsweise mein eigener Beitrag. In all den Antworten scheint immer wieder etwas sehr Grundsätzliches auf darüber, wie Menschen ihr Sein in der Welt deuten – eben auch jenseits der Erwerbsarbeit. Ein sehr inspirierendes Buch.
„Diakonische Kirche werden“, das ist das Thema der neuen Ausgabe der Zeitschrift Evangelische Theologie. In meinem Beitrag „Auf dem Weg zum neuen Wir“ habe ich zentrale Erfahrungen aus der Pandemie reflektiert.
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Im April 2022 widmete sich das Hephatamagazin dem so grundlegenden wie rätselhaften Phänomen der Zeit. Mit meinem Beitrag für das Heft habe ich mich der Spannung ausgesetzt zwischen dem wahren Zeitdruck, der durch die aktuellen klimatischen und gesellschaftlichen Herausforderungen auf uns lastet, und dem Bedürfnis nach einem ganz eigenen Rhythmus, das wir ebenfalls verspüren. Wenn Sie mögen, schauen Sie doch mal rein, das Heft ist auch online verfügbar.
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Zum Frauensonntag an Laetare am 27. März hat das Gleichstellungsreferat der Evangelischen Landeskirche Bayern ein inspirierendes Heft herausgegeben, an dem ich mitarbeiten durfte:
Das Werkbuch „Fasse Dich Kurz – Espressogottesdienste!“ (Stephan Goldschmidt / Lars Hillebold / Margit Zahn (Hg.)) ist im Druck und erscheint am 7. März zum Preis von 20 Euro im neukirchener Verlag. Meine Beitrag ist die Kachel 20.
Anbei ein Leseprobe
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Kinder der Ungleichheit handelt vom Erleben der Kinder und es handelt von unserer Gesellschaft und ihrer Zukunft. Und es macht bewusst, was auf dem Spiel steht, wenn Politik nicht endlich auf allen Ebenen mehr für Chancengleichheit tut. Meine Rezension erscheint im Jahrbuch Mission 2022.
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„Unser Tun will reden, unser Wort arbeiten“. Ein soeben erschienenes Ökumenisches Kompendium reflektiert die aktuellen diakonischen Herausforderungen. Dabei werden auch jüdische und islamische Hilfepraxen vorgestellt. Das Buch enthält u. a. einen Artikel von Beate Hofmann und mir zu „Spiritualität und Sorge“.
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Der von Simon Hofstetter herausgegebene Band macht sehr plastisch, was für ein großes Potenzial in dem Engagement der Diakonie für Sorgende Gemeinschaften steckt. Ich konnte mich mit dem Beitrag „Niemand stirbt für sich allein“ daran beteiligen.
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„Träumt weiter!“ heißt der Frauenkalender für 2022. Es geht um große Visionen, für die wir Mut schöpfen dürfen, ebenso wie um das kleine Glück im Alltag. Zwei Texte habe ich dazu beigetragen.
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Die Handreichung der Diakonie Hessen zur Fürsorge am Lebensende, an der ich mitgearbeitet habe, reflektiert die Herausforderungen der Pflege zu Hause und in den Einrichtungen nicht nur unter Coronabedingungen. Sie geht dabei auch auf das schwierige Thema des assistierten Suizids ein.
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Die Idee leuchtet mir ein: All den Nachbar*innen und Freund*innen, die füreinander einkaufen, bei der Post anstehen oder auch einfach mal zuhören, gebührt Dank! Andreas Malessa hat daraus ein Buch gemacht: Für dich. Ein Dankeschön an Lieblingsmenschen. Ich habe dafür einen kleinen Beitrag geschrieben, in dem ich einzuordnen versuche, dass aber Care-Arbeit mehr als ein Dankeschön verdient: „Applaus statt Tariflohn?“.
Das International Handbook on Ecumenical Diakonia entstand in einer für mich sehr beeindruckenden und inspirierenden, die Kontinente übergreifenden Zusammenarbeit und fragt nach einer Theologie der Diakonie ebenso wie nach Konzepten, um die Leidenden dieser Welt zu erreichen, und nicht zuletzt nach Möglichkeiten der Bildung und Ausbildung für Diakonie. Ich habe mich gefreut, drei Beiträge zu diesem Werk beisteuern zu dürfen.
Neinstedt ist eine der größten diakonischen Einrichtungen in Deutschland. 2020 begeht die Stiftung ihr 170jähriges Jubiläum. Als Klappentext zu der Festschrift von Nadja v. Samson-Himmelstjerna und Reinhard Neuman habe ich geschrieben: „Als führe man mit einer Lupe über einen Zeitstrahl: Wie im Brennglas zeigt die Geschichte von Neinstedt die Spannungsfelder diakonischer Arbeit. Zwischen Staat und Kirche, Menschen und Machtstrukturen, pädagogischen und ökonomischen Zielen. Die schmerzlichen Zerreißproben im dramatischen 20. Jahrhundert lassen den Atem stocken. Zwischen Versagen, Verlusten und Neuanfängen wird klar: Diakonie kann niemals ‚unpolitisch‘ sein, nie ohne Empathie für die Verachteten und Vergessenen. Ein ehrliches Plädoyer für Verantwortung .“
„Mein Kompass ist der Eigensinn: Grundlagen, Vorbilder & Nutzen. Ermutigung zum eigensinnigen Schreiben“
„Mein Kompass ist der Eigensinn: Grundlagen, Vorbilder & Nutzen. Ermutigung zum eigensinnigen Schreiben“ . Der Titel des neuen Buchs meiner Freundin Maria Al-Mana ist Programm. Und so fühle ich mich sehr geehrt, dass die Autorin darin auch einen Abschnitt meinem Neuaufbruch mit dem Unternehmen „Seele und Sorge“ gewidmet hat.
Kirche im Quartier. Die Praxis
„Kirche im Quartier. Die Praxis“ ist ein Handbuch, das tatsächlich für die Praxis geschrieben wurde. Die Herausgeber Georg Lämmlin (neuer Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD) und Gerhard Wegner (sein Vorgänger) sowie die zahlreichen Autor*innen stellen eine Vielzahl von Projekten vor, in denen sich die Kirchengemeinden zu den sie umgebenden Sozialräumen geöffnet haben. Zugleich geben sie praktische Hinweise, wie die Kirche ihre Rolle als zivilgesellschaftlicher Akteur vor Ort gestalten kann. Ich habe für das Buch einen Beitrag über Ältere im Quartier geschrieben.
Achtsam streiten
Wie können wir uns einmischen, wenn Hass und einseitige Rhetorik die Oberhand zu gewinnen drohen? „[…] streiten bedeutet nicht bloß Austausch verschiedener Sichtweisen, sondern Nähe: aneinandergeraten und dabei dem anderen in die Augen, ins Gesicht zu sehen – und dabei auch ins Herz“. So schreiben es die Herausgeber*innen des Bandes „Achtsam streiten“, Barbara Manterfeld-Wormit, Frank-Michael Theuer und Reinhold Truß-Trautwein in ihrem Vorwort. Zahlreiche Autorinnen und Autoren reflektieren die Frage aus unterschiedlichen Perspektiven und geben auch praktische Tipps. „Was mich kaltlässt, was mich anrührt – Gottes überraschende Gegenwärtigkeit“ habe ich meinen eigenen Beitrag in dem Buch genannt.
Handbuch Evangelische Spiritualität
Spiritualität wurde lange vor allem der katholischen Kirche zugesprochen. Doch in jüngerer Zeit gibt es immer mehr Ansätze, diesen bedeutenden Aspekt des Glaubens und Lebens auch in der evangelischen Theologie zu entdecken. Peter Zimmerling hat mit dem von ihm herausgegebenen „Handbuch Evangelische Spiritualität“ wesentliche Grundlagen dazu zusammengefasst. Am 20. Januar erscheint der dritte Band – nach Geschichte und Theologie nun die Praxis. Dafür habe ich einen Artikel zu Spiritualität und Familie geschrieben.
„Die Frau, die ich im Spiegel seh“
Meine Facebook-Freundin Martina Lammers ist seit langem im Wendland für Umweltfragen engagiert. Nun stand sie vor einer persönlichen Herausforderung: 2014 erhielt sie eine Brustkrebsdiagnose. In ihrem Buch „Die Frau, die ich im Spiegel seh“ schildert sie, wie das Malen für sie ein Zugang war zu einer Spiritualität, die ihr neue Kräfte, aber auch neue Erfahrungsmöglichkeiten im Umgang mit ihrer Erkrankung eröffnete. Ihr Malen veränderte sie selbst und ihre Bilder veränderten sich im Lauf des Krankheits- und Heilungsprozesses. Martina Lammers verkauft die Bilder und spendet die Einnahmen für die Seenotrettung von Geflüchteten. Für ihr Buch habe ich sehr gerne ein Vorwort geschrieben.
Auf dem Weg zur Sorgekultur
Die Idee zu dieser Publikation entstand auf einem Colloquium zur Palliativen Praxis in der stationären Altenpflege, dass die Diakonie Deutschland gemeinsam mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkasse durchführte. Die palliative Versorgung in der Altenpflege, die dabei im Fokus steht, wird hier zum Anstoß für eine Weiterentwicklung der Sterbekultur, die die Lebensmöglichkeiten der älteren und sterbenden Menschen in den Mittelpunkt stellt. Neben Überlegungen zur Weiterentwicklung der Sorgekultur in Hospizen und Pflegeeinrichtung finden sich deshalb Beiträge zur Gestaltung Sorgender Gemeinschaften im Quartier. Grundlegende Überlegungen zum „Ende der Untersterblichkeit“ (Werner Schneider) zur Begleitung alter Menschen in der letzten Lebensphase durch Kirche und Diakonie (Ralph Charbonnier) wie auch zur Bedeutung des Ehrenamts und zur Interdisziplinarität verbinden die unterschiedlichen Perspektiven.
Giovanni Maio, Freiburg, fasst prägnant zusammen, was im Untertitel als „Blinde Flecken der alternden Gesellschaft“ angesprochen wird: „Unsere Zeit, die geprägt ist von Effizienz, Schnelligkeit und Stromlinienförmigkeit, birgt die Tendenz in sich, sich über die Bedürfnisse alter Menschen hinwegzusetzen. Der alte Mensch steht deswegen quer zu unserer Zeit, weil er zum Innehalten auffordert. Nirgendwo wird die Notwendigkeit einer Ethik der Sorge deutlicher als im Umgang mit dem alten Menschen.“ W. Schneider skizziert die neue Kultur der Sorge als soziale Innovation am Beispiel des „Altenheims“. Er plädiert dafür, die aktuelle Pflegekrise als Ausdruck zukünftig sich verschärfender Herausforderungen zu verstehen und die Institution Heim neu zu erfinden: Das „Heim der Zukunft soll zu einem Zentrum einer neuen Sorgekultur und Sorgepraxis, zum Mitgestalter gesellschaftlicher Veränderungen werden“ – ein Knoten im Netz von Dienstleistungsstrukturen und Zivilgesellschaft. Mit einem kritischen Blick auf jedwede Überhöhung der Idee von „Sorgenden Gemeinschaften“ hält er fest, dass es dabei um das ganz unterschiedlich gestaltete Angebot „temporär gelebter und erfahrbarer Gemeinschaft in einer radikal individualisierten Gesellschaft“ geht – dann, „wenn sie es am dringendsten braucht“. Kirche und Diakonie, so R. Charbonnier, können dabei Erfahrungen der Altenseelsorge, der ehrenamtlichen und pfarramtlichen Gemeindeseelsorge, der Lebensberatung wie auch des sozialpädagogischen Handelns einbringen und den Fokus der palliativen Arbeit weiten wie zugleich profilieren: Seelsorgliche Arbeit zeigt sich in Lebensbegleitung wie ganz spezifisch in Spiritual Care, in kultur- und religionssensiblen Perspektiven wie in diakonischer Trägerschaft. „Sie wissen, dass mitten im Leben Dinge gelernt werden, auf die Menschen in der letzten Lebensphase zurückgreifen möchten, dass seelische Prozesse in der persönlichen Begleitung sterbender Menschen eine wesentliche Rolle spielen und so auch in der Organisation des Zusammenlebens Berücksichtigung finden sollten.“
Was das konkret bedeuten kann, zeigen die Praxisbeispiele und –reflexionen u.a. von Katharina Heimerl, Frank Kittelberger und Katharina Ruh. Verbindende Artikel hätten geholfen, den vorwärtsweisenden Ertrag des Diskurses der unterschiedlicher Professionen deutlicher zu machen. Die Entwicklung einer Kultur und Ethik der Sorge bleibt eine Herausforderung über die verschiedenen, zum Teil konkurrierenden, Praxisfelder hinweg: Sie verlangt „Zeit und Zuwendung“, ein vertrauensvolles und kooperatives Zusammenspiel der unterschiedlichen Akteure und die notwendige finanzielle Ausstattung.
Cornelia Coenen-Marx
Ulrich Lilie/Wolfgang Beer/Edith Droste/Astrid Giebel (Hrsg.):
Auf dem Weg zur Sorgekultur. Blinde Flecken in der alternden Gesellschaft.
Der Hospiz Verlag, Esslingen 2018.
Vertrauen als Kern von Gemeinschaft. Zwei Bücher über heimatliche Beziehungen
Text zum download: flyer heimat-nebenan_v2.pdf
„… von gar nicht abschätzbarer Bedeutung“
Frauen schreiben Reformationsgeschichte
Lutherische Verlagsgesellschaft Kiel, Katalog zur Ausstellung mit einem Beitrag zum Wandel des weiblichen Ehrenamts von Frau Cornelia Coenen-Marx.
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Diakonisches Profil als Aufgabe – 100 Jahre Zehlendorfer Verband
Martin Zentgraf (Hg); Darmstadt 2016
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Soziale Strategien für Morgen
Ein Plädoyer für die Menschenwürde
Gäbler, Gerhard; Steidl, Roland
Ein tiefgreifender Wandel kennzeichnet unsere Gesellschaft. Ökonomisierung und Technisierung praktisch aller Lebensbereiche verändern das Leben bis tief in den Privatbereich hinein. Dabei schreiten die Veränderungen so rasant voran, dass es kaum mehr möglich scheint, Folgen rechtzeitig abzuschätzen, die Entwicklungen zu steuern oder sie angemessen zu reflektieren. Die genannte Dynamik hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten auch die Arbeitsfelder der sozialen Begleitung und Betreuung erfasst: Krankenpflege, Altenbetreuung und die Begleitung beeinträchtigter Menschen unterliegen zunehmend behördlichen Vorgaben. Begründet werden diese Vorgaben damit, dass die „Sozialkosten“ ein inakzeptables Ausmaß erreicht hätten. Sparmaßnahmen sind die Folge. Für nicht wenige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bedeutet diese Entwicklung eine immer größere körperliche und psychische Belastung und zugleich immer weniger Zeit für die jeweiligen Klienten und Klientinnen.
Mit dem Buch Soziale Strategien für morgen soll die beschriebene Entwicklung reflektiert werden. Ziel des Projektes ist es, vielen Menschen in unserer Gesellschaft ein kritisches Bewusstsein im Blick auf Lebens- und Arbeitswelten zu ermöglichen. Die Beiträge dieses Buches wollen inspirierende Impulse zu wirksamer und dringend notwendiger Veränderung geben.
340 Seiten, gebunden
Beitrag im Buch von Frau Cornelia Coenen-Marx: „Müssen Sozialunternehmen sinnstiftend sein?“
OTTO MÜLLER VERLAG
ISBN: 978-3-7013-1236-8
Preis: € 25,00 (E-Book: ca. € 20,99)
„Recht auf Engagement“
von Susanne Lang /Serge Embacher (Hg)
Rezension von Frau Coenen-Marx
Bürgerschaftliches Engagement hat Konjunktur. Ohne engagierte Bürgerinnen und Bürger, die Betten und Frühstück zubereiten, Kinderspielzeug sammeln, Deutschunterricht geben, ließe sich die aktuelle „Flüchtlingskrise“ nicht bewältigen. Zehntausende Gastgeberinnen und Gastgeber, viele davon Ehrenamtliche in den Kirchengemeinden, haben unserem Land eine neue Willkommenskultur geschenkt. Wo aber die ehrenamtlich Engagierten an ihre Grenzen kommen, weil eine berufliche Freistellung nicht über Wochen und Monate möglich ist oder weil die Supervision fehlt, da stellt sich immer häufiger die Frage, ob Ehrenamtliche nicht zum „billigen Jakob“ eines schlank gesparten Staates werden. Inzwischen wird nachjustiert: neue Verteilzentren werden eingerichtet, Wohnbauprogramme aufgelegt. Tatsächlich wird jedoch viel mehr gebraucht: mehr Investitionen in Tageseinrichtungen und Schulen, mehr Traumatherapeuten und Deutschlehrerinnen. Welche Rolle spielen die Engagierten vor Ort bei der politischen Debatte? Sie haben die Willkommenskultur geprägt – werden Sie nun auch dazu beitragen, die Sozial- und Gesellschaftspolitik für die Einwanderungsgesellschaft zu gestalten? Welche Rolle können dabei Mittlerorganisationen wie die Kirchen spielen? Und werden sie auch die Migrantinnen und Migranten im Blick haben, die in diesem Prozess selbst zu Ehrenamtlichen geworden sind?
„Es geht um ein neues Verhältnis von Staat und Gesellschaft, das nicht in Kategorien staatlicher Planung und Steuerung von gesellschaftlichen Prozessen definiert wird, sondern im Sinne einer neuen, kooperativen und partnerschaftlichen Verantwortungsteilung“, zitieren die Herausgeber des vorliegenden Buches den inzwischen verstorbene Michael Bürsch, der von 1999 – 2002 der Enquetekommission des Deutschen Bundestages zur Förderung Bürgerschaftlichen Engagements vorsaß. Die Beiträge spiegeln die Debatte um das „Leitbild Bürgergesellschaft“ und das Ringen um eine „Engagementpolitik“ des Bundes wie der Länder und Kommunen. Begriffe wie „altes“ und „neues“ Ehrenamt und auch die Ergebnisse des – 2016 in der 4. Staffel erscheinenden – Freiwilligensurveys der Bundesregierung sind inzwischen auch für die kirchlichen Engagementstrategien handlungsleitend geworden. Die Texte machen darüber hinaus deutlich, in welchem Maße der Strukturwandel des Ehrenamts zum Querschnittsthema geworden ist, weil er den gesellschaftlichen Wandel insgesamt spiegelt – von der Arbeitsmarktentwicklung bis zur Rentenpolitik, von der Vereinbarkeit bis zur Bildungspolitik.
Wie das Beispiel oben zeigt, griffe es zu kurz, bürgerschaftliches Engagement vor allem nach seinem gesellschaftlichen und sozialen Nutzen zu beurteilen; leider weist die zunehmende „Monetarisierung“ des Ehrenamts mit Übungsleiterpauschalen und Freiwilligendiensten als Ersatz für Erwerbsarbeit in diese Richtung. Vielmehr sind Selbstwirksamkeitserfahrungen die wesentliche Triebfeder des Engagements. Es geht um gesellschaftliche Teilhabe, von der niemand ausgeschlossen sein sollte – auch Menschen mit Behinderung, Hartz-4-Empfänger oder Migranten nicht. Das signalisiert der Titel „Recht auf Engagement“. Wer das Buch unter der Perspektive kirchlicher Organisationsentwicklung und Ehrenamtsstrategien liest, könnte enttäuscht sein. Trägerorganisationen in Kommunen, Wirtschaft und Verbänden sind zwar durchaus im Blick; es geht aber in erster Linie um die Entwicklung von demokratischer Teilhabe in einer vielfältig aufgestellten Zivilgesellschaft. Was Kirche und Diakonie dazu beitragen könnten – in Bürgerkommunen wie in vielfältigen Netzwerken – ist allerdings längst noch nicht ausgeschöpft.