Freiheit, die Mauern sprengt …

Paulus, Silas und Deniz und die anderen – Freiheit, die Mauern sprengt

Begrüßung, Aktuelle Texte und Predigt aus dem Regionsgottesdienst in Osterwald

Paulus, Silas, Deniz und die anderen – Freiheit, die Mauern sprengt. So haben wir diesen Regionsgottesdienst genannt. Im Mittelpunkt wird die Geschichte von Paulus und Silas im Gefängnis stehen. Eine Geschichte aus der Bibel – leider ganz aktuell. Vor zwei Monaten wurden der slowakische Journalist Jan Kuciak und seine Verlobte ermordet. Seitdem gab es immer wieder Demonstrationen, Rücktritte in der Regierung, eine europäische Untersuchung. Aber bis heute wissen wir nicht, wer die Mörder sind. Und auch die Mörder der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia, die am 16. Oktober ermordet wurde, laufen noch immer frei herum. Zwei Namen, die im Gedächtnis geblieben sind. Aber sie sind nicht die einzigen. Im letzten Jahr wurden weltweit 67 Journalisten bei der Ausübung ihres Berufs ermordet. Und die Zahl von inhaftierten Journalisten hat 2017 einen Rekordstand erreicht. 262 Mitarbeiter von Medien saßen letztes Jahr weltweit hinter Gittern, teilte das Komitee zum Schutz von Journalisten in New York mit.

„Es geht nicht darum, gefangen zu sein, sondern darum, sich nicht zu ergeben“, schrieb der türkische Dichter Nazim Hikmet vor langer Zeit in einem Gedicht aus der Haft.

Vor zwei Monaten wurde der deutsch-türkische Journalist Deniz Yükzel aus der Haft entlassen. Ein Jahr lang saß er in türkischen Gefängnissen, davon mehrere Monate in Isolationshaft. Dieser Ort hat keine Erinnerung“, schreibt er in seinem neuen Buch mit Reportagen und Satiren. „Alle, die ich hier kennen gelernt habe – kurdische Aktivisten, Makler, festgenommene Richter und Polizisten, – alle haben mir gesagt: ‚Du musst das aufschreiben, Deniz“. Ich habe gesagt: „Logisch, mach ich. Ist schließlich mein Job. Wir sind ja nicht zum Spaß hier.“

Nach seiner Freilassung dankte Yükzel für die Unterstützung, die er während der Haft bekommen hatte. „Das gab mir das Gefühl: Ich bin nicht vergessen. Die wollten mich zum Verstummen bringen. Das haben sie nicht geschafft.“ Aber er sieht die Arbeit von Journalisten in Europa immer mehr in Gefahr. Der ermordete slowakische Journalist Ján Kuciak sei nicht schuld an seiner Ermordung gewesen, weil er über Korruption berichtet habe, sondern die Mörder und Auftraggeber seien daran schuld. Auch die Situation der Medien in Polen und Ungarn zeigt, dass auch in der EU die Rechte und Freiheiten in einer Weise gefährdet sind, wie wir es uns vor zehn Jahren nicht hätten vorstellen können, sagt er.

Am Ende von Deniz Yükzels Buch „Wir sind doch nicht zum Spaß hier“, ist ein Brief seiner Frau Dilek abgedruckt, die er im Gefängnis geheiratet hat – es ist fast ein Gedicht: „Reden heißt, einen ganzen Schwarm Vögel fliegen zu lassen. Schreiben dagegen heißt für mich, geschulte Tauben loszuschicken. Ich war im Leben immer für die Sparsamkeit mit Wörtern, so wie ich es gelernt habe, meine Geduld sparsam einzusetzen. Seit langem schon schicke ich meine Tauben absichtlich in verlassene Gegenden; adressiert an vereiste, verhärtete Herzen. Bis Du Deine Freiheit gewonnen hast, werden sie unermüdlich dieselbe Nachricht in die Welt tragen. Und ich habe es ihnen eingeschärft: Sie werden auf keinen Fall zurückkehren, ehe sie nicht die Herzen verschönert haben, auf denen sie gelandet sind.

Heute sind alle meine Tauben unterwegs. Nur eine habe ich noch in der Hand und die schicke ich Dir: „Wo auch immer du bist, strecke Dein Haupt Denn wir sind unter demselben Himmel. Strecke Dein Haupt. Denn Deniz, mein Herz, unsere Himmel können sie nicht trennen.“

Am Tag, als Deniz Yücel endlich freikam, wurden andere Journalisten in der Türkei zu lebenslanger Haft verurteilt. Einer von ihnen ist Ahmet Altan, dessen wunderbares Buch „Der Duft des Paradieses“ weit über die Türkei hinaus bekannt ist. In einem Kassiber, das sein Anwalt aus dem Gefängnis heraus schmuggeln konnte, schreibt er: „Ja, ich werde in einem Hochsicherheitsgefängnis draußen im Nirgendwo festgehalten. Ja, ich darf niemanden sehen außer meinem Anwalt und meinen Kindern. Ich darf nicht einmal zwei Zeilen an meine Lieben schicken. Aber bis heute bin ich keinen Morgen im Gefängnis erwacht. Nie.“

Ahmet Altan schrieb lange Jahre als Kolumnist für die Zeitung Hyrriet. 2007 gründete er seine eigene Zeitung „Taraf“. Sie wollte erklärtermaßen die größten Tabus der Türkei zum Thema machen: den Völkermord an den Armeniern und die Diskriminierung der Kurden. Nach dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 wurde „Taraf“ per Regierungsdekret verboten. Ahmet Altan und sein Bruder Mehmet Altan wurden festgenommen. Ihnen wurde versuchter Umsturz vorgeworfen. Im Januar 2018 ordnete das türkische Verfassungsgericht seine Freilassung an; aber ein Gericht in Istanbul blockierte diesen Beschluss. Am 16. Februar 2018 wurde er gemeinsam mit fünf Journalistenkollegen zu lebenslanger Haft verurteilt. Er ist wie sein Bruder in der Strafvollzugsanstalt Silivri inhaftiert.

Im vergangenen Herbst druckte die Neue Zürcher Zeitung den Text ab, den Altan aus dem Gefängnis herausschmuggeln konnte. Darin beschreibt er, wie der Geist der Freiheit die Gefängnismauern durchbricht.

Ahmet Altan schreibt: „Bis heute bin ich nicht einmal im Gefängnis erwacht – nie. Ich streife über thailändische Inseln, durch Londoner Hotels, die Straßen Amsterdams, die geheimen Labyrinthe von Paris, die Istanbuler Restaurants am Bosporus, die kleinen Parks, die sich zwischen den Straßen von New York verbergen. Und jedes Auge, das liest, was ich schreibe, jede Stimme, die meinen Namen nennt, nimmt mich bei der Hand wie eine kleine Wolke und lässt mich über die Ebenen fliegen, die Quellen, die Wälder, die Meere… Ich schreibe dies in einer Gefängniszelle. Aber ich bin nicht im Gefängnis. Weil ich die Zaubermacht habe, die allen Schriftstellern eigen ist. Ich kann mühelos durch Wände gehen.“

Bibeltext: Apostelgeschichte 16

»Diese Männer bringen unsere Stadt in Aufruhr«, beschuldigte man sie vor den obersten Beamten der Stadt Philippi. »Es sind Juden! 21 Sie wollen hier Sitten einführen, die wir als römische Bürger weder befürworten noch annehmen können!«

22 Da stellte sich die aufgehetzte Menschenmenge drohend gegen Paulus und Silas, und die obersten Beamten der Stadt ließen den beiden die Kleider vom Leib reißen und sie mit Stöcken schlagen. 23 Nachdem sie so misshandelt worden waren, warf man sie ins Gefängnis und gab dem Aufseher die Anweisung, die Gefangenen besonders scharf zu bewachen. 24 Also sperrte er sie in die sicherste Zelle und schloss zusätzlich ihre Füße in einen Holzblock ein.

25 Gegen Mitternacht beteten Paulus und Silas. Sie lobten Gott mit Liedern, und die übrigen Gefangenen hörten ihnen zu. 26 Plötzlich bebte die Erde so heftig, dass das ganze Gefängnis bis in die Grundmauern erschüttert wurde; alle Türen sprangen auf, und die Ketten der Gefangenen fielen ab.

27 Aus dem Schlaf gerissen sah der Gefängnisaufseher, dass die Zellentüren offenstanden. Voller Schrecken zog er sein Schwert und wollte sich töten, denn er dachte, die Gefangenen seien geflohen.

28 »Tu das nicht!«, rief da Paulus laut. »Wir sind alle hier.« 29 Der Gefängnisaufseher ließ sich ein Licht geben und stürzte in die Zelle, wo er sich zitternd vor Paulus und Silas niederwarf. 30 Dann führte er die beiden hinaus und fragte sie: »Ihr Herren, was muss ich tun, um gerettet zu werden?«

31 »Glaube an den Herrn Jesus, dann werden du und alle, die in deinem Haus leben, gerettet«, erwiderten Paulus und Silas. 32 Sie verkündeten ihm und allen in seinem Haus die rettende Botschaft Gottes.

33 Der Gefängnisaufseher kümmerte sich noch in derselben Stunde um Paulus und Silas, er reinigte ihre Wunden und ließ sich mit allen, die zu ihm gehörten, umgehend taufen.

34 Dann führte er sie hinauf in sein Haus und bewirtete sie. Er freute sich zusammen mit allen, die bei ihm lebten, dass sie zum Glauben an Gott gefunden hatten. 35 Bei Tagesanbruch schickten die obersten Beamten die Gerichtsdiener mit dem Befehl zu ihm: »Lass diese Leute gehen!« 36 Der Gefängnisaufseher teilte das Paulus mit: »Die führenden Männer lassen euch sagen, dass ihr frei seid. Ihr könnt jetzt unbesorgt die Stadt verlassen.«

37 Doch Paulus widersprach: »Sie haben uns in aller Öffentlichkeit geschlagen und ohne jedes Gerichtsverfahren ins Gefängnis geworfen, obwohl wir römische Bürger sind. Und jetzt wollen sie uns heimlich und auf bequeme Weise loswerden! Aber das kommt gar nicht in Frage! Die Männer, die dafür verantwortlich sind, sollen persönlich kommen und uns aus dem Gefängnis führen.« 38 Mit dieser Nachricht kehrten die Gerichtsdiener zurück. Als die führenden Männer hörten, dass Paulus und Silas römische Bürger waren, erschraken sie 39 und liefen sofort zum Gefängnis. Sie entschuldigten sich bei Paulus und Silas, geleiteten die beiden hinaus und baten sie, die Stadt zu verlassen.

40 Paulus und Silas aber gingen zunächst in das Haus von Lydia. Dort hatte sich die ganze Gemeinde versammelt. Nachdem Paulus und Silas sie ermutigt hatten, im Glauben festzubleiben, verabschiedeten sie sich und verließen die Stadt

Predigt:

„Die wollten mich zum Verstummen bringen. Aber das haben sie nicht geschafft“, hat Deniz Yüksel gesagt. Und das gilt für alle, von denen wir heute erzählen – für Deniz Yüksel und Ahmet Altan, für Jan Kucziak und Daphne Caruala Galizia. Und auch für Paulus und Silas. Das Wort der Freiheit lässt sich nicht einsperren. Und die Stimme der Wahrheit lässt sich nicht umbringen.

In dieser Woche stellt der türkische Journalist Can Dündar sein neues Buch vor. „Verräter“, heißt es – von Istanbul nach Berlin.“ Zu Hause, in der Türkei, ist er angeklagt und verurteilt und inzwischen wird er auf Betreiben der türkischen Regierung mit internationalem Haftbefehl gesucht. Trotzdem versteckt er sich nicht – im Gegenteil. Es braucht eine starke Überzeugung, eine innere Haltung, trotz ständiger Bedrohung in öffentlichen Lesungen aufzutreten. Es braucht einen unbeirrten Glauben an die Kraft und Freiheit des Wortes.

262 Journalisten und Autoren saßen dafür letztes Jahr im Gefängnis. 67 wurden ermordet. Und dabei ging es nicht immer nur um Recherchen über Korruption und Menschenrechtsverletzungen. Es ging auch um den Schutz von Minderheiten und nicht zuletzt um Religionsfreiheit. Und dabei sind noch gar nicht alle eingerechnet, die wegen ihres Glaubens im Gefängnis sitzen. Weil sie Christen sind wie Paulus und Silas. Oder wie der Bürgermeister von Jakarta in Indonesien. Oder weil sie den Koran anders auslegen wie der saudische Autor Raif Badawi. Wie Paulus und Silas ist er zu Stockschlägen verurteilt.

Wer die Apostelgeschichte liest, merkt mit Schrecken, dass sich nicht viel geändert hat. „Nur kein Aufruhr in der Stadt“, heißt es gleich am Anfang unserer Geschichte. Schon gar keine umstürzlerischen Reden von Fremden. Die könnten ja die alte Ordnung gefährden. Und die Herrschaftsverhältnisse in der Stadt. „Das sind Juden. Die wollen hier Sitten einführen, die wir als römische Bürger weder befürworten noch annehmen können.“ So geht das. Erst ganz am Ende der Geschichte wird klar, dass Paulus und Silas selbst römische Bürger sind. Sie sind gar nicht die „anderen“, sie sind ein Teil der Gesellschaft. Sind sie denn Juden? Das war schon damals ein Schimpfwort wie heute schon wieder auf manchen Schulhöfen. Es war gefährlich, Jude zu sein. Und Paulus und Silas sind Judenchristen – denn zu dieser Zeit war ja der christliche Glaube noch eine Gruppe im Judentum. Allerdings eine Gruppe, die auch Nichtjuden überzeugte. Menschen aus der Völkerwelt, so genannte Heiden – wie den Gefängnisaufseher und seine Familie. Oder Lydia, die Purpurhändlerin. Und gerade das machte sie offenbar so gefährlich. Der christliche Glaube überzeugte viele Menschen. Juden und Heiden, Römer und Griechen, Männer und Frauen. Der Glaube stellt die alte Ordnung in Frage. Die Unterschiede zwischen Einheimischen und Fremden, zwischen denen und uns, sind plötzlich nicht mehr so wichtig. Hier in Philippi bildet sich über alle Unterschiede hinweg eine Gemeinde. Diese Menschen haben dafür gesorgt, dass die Geschichte nicht vergessen wurde. Und dass das Wort nicht verstummt ist.

„Sie wollten uns zum Verstummen bringen. Aber das haben sie nicht geschafft“, sagt Deniz Yüksel. In Philippi hätten sie am liebsten gehabt, wenn Paulus und Silas ohne viel Aufsehens verschwunden wären. Aus der Haft entlassen, abgeschoben und außer Landes. Wie Störenfriede eben, wie Verräter. »Sie haben uns in aller Öffentlichkeit geschlagen und ohne jedes Gerichtsverfahren ins Gefängnis geworfen, obwohl wir römische Bürger sind. Und jetzt wollen sie uns heimlich und auf bequeme Weise loswerden! Aber das kommt gar nicht in Frage!“, sagt Paulus. Paulus besteht auf seinem Recht und er verlangt eine Entschuldigung von den obersten Beamten. Und bevor sie sich aus der Stadt schieben lassen, verabschieden sie sich von der Gemeinde, die dort entstanden ist. Denn das Wort hat längst Früchte getragen. Es lässt sich nicht mundtot machen. Nein, das haben sie nicht geschafft.

„Wo auch immer du bist, strecke Dein Haupt. Denn wir sind unter demselben Himmel. Strecke Dein Haupt, mein Herz. Denn unsere Himmel können sie nicht trennen.“, schreibt Dilek. Davon bekommt man die Kraft und einen langen Atem, dass man einen Horizont hat, der über den Tag hinausreicht. Und über die engen Mauern, in denen wir sitzen. Und wenn es Gefängnismauern sind. Und wenn sie einem wirklich die Luft zum Atmen nehmen. Denn damals wie heute sperrt man die mutigsten Leute in die sichersten Zellen ein. Aber die das veranlassen, kennen die Kraft der Freiheit nicht.

„Ich schreibe dies in einer Gefängniszelle. Aber ich bin nicht im Gefängnis. Weil ich die Zaubermacht habe, die allen Schriftstellern eigen ist. Ich kann mühelos durch Wände gehen“, schreibt Ahmet Altan. Naja, würden jetzt viele sagen: Solange Du Stift und Papier hast, ist vieles möglich. Aber viele haben das nicht. Sie kratzen ihre Botschaft mit den Fingernägeln in Steine. Sie schreiben mit Blut an die Wand. Sie erinnern sich an Gedichte und Bibelverse und sprechen sie immer und immer wieder. Oder sie singen.

Paulus und Silas singen gegen das Dunkel an und gegen die Angst. Und das ist nicht nur Pfeifen im Walde. Das ist wie der Gospelgesang der schwarzen Sklaven beim Baumwollpflücken. Oder wie „Christ ist erstanden“ an einem Grab. Wer in solchen Situationen schon einmal gesungen hat, der weiß, wie sich das Herz weitet. Und der Atem wieder fließt. Wie man plötzlich mit allen verbunden ist – mit der Gemeinde und mit den Verstorbenen. Mit allen diesseits und jenseits der Mauern.

Eine ehemalige Konfirmandin von mir liegt gerade mit einer schweren Lungen-OP im Krankenhaus. Sie singt im Gospelchor und hat Angst, nicht mehr richtig singen zu können. Vor ein paar Tagen hat ihr der Chor ein Lied von der Probe geschickt. „Lean on me“ – per WhatsApp. Sie hat es immer und immer wieder gehört. Und es hat ihr aufgeholfen. Lieder, die das Leben weiten, Lieder, die Mauern überwinden. In unserer Geschichte hören auch die anderen Gefangenen zu. Das Gefängnis wird zur Kirche. Und dann fallen die Mauern tatsächlich. Ein Erdbeben zur rechten Zeit. Ein Wunder? Paulus und Silas wundern sich offenbar überhaupt nicht darüber. Für sie ist klar: Es ist ganz einfach Gottes Kraft, die die Türen aufspringen lässt und die Ketten sprengt. Ganz so wie an Ostern, als der Stein vom Grab rollte.

Das ist auch der Grund, warum die beiden nicht weglaufen: Sie wissen, dass sie nicht um ihr Leben fürchten müssen. Und dass Gott noch etwas mit ihnen vorhat. Sie haben eine Botschaft für den Gefängnisaufseher, der vor Angst am ganzen Leibe zittert. Jesus ist der Herr – er ist größer als die aufgebrachte Menge. Und die Herrschaft in der Stadt. Mit ihm kann ein neues Leben beginnen. Und das beginnt sofort. Da im Haus des Aufsehers, wo der seinen Gefangenen die Wunden wäscht. Und sich von ihnen taufen lässt. Da am gedeckten Tisch, beginnt ein neues Miteinander in der alten Stadt. Gilek Yüksel, die in Gedanken ihre Tauben aussandte mit der Botschaft des Friedens – Gilek würde jetzt wahrscheinlich sagen, dass die Herzen verschönert werden – die verhärteten Herzen.

Und ist es nicht so? Wir brauchen Gottes Geist, der unsere Ketten sprengen kann. Der die Türen aufstößt und uns aus dem Gefängnis holt. Aus dem Gefängnis unserer Angst – vor der Wahrheit, vor den anderen, vor dem Neuen. Wir brauchen diese ungeheure Freiheit, die Jesus gelebt hat, die alles riskiert, damit wir leben. Das ist unser christlicher Glaube. Darauf sind wir getauft. Aber seine Wahrheit gilt allen Menschen – Deniz und Ahmet genauso wie Daphne und Jan. Das wir dafür nicht leiden müssen, das ist ein ungeheures Privileg. Umso wichtiger ist, dass wir die nicht vergessen, die ihr Leben riskieren. Für das Wort und die Freiheit. Und für ihren Glauben. Heute wie damals.

Amen

Cornelia Coenen-Marx, Regionsgottesdienst am 22.04.2018, Osterwald