Newsletter Nr. 1/15, Mai 2015

SuS_Logo_RGB_mit Unterzeile Kopie

NEWSLETTER: DER BLOG

Liebe Leserin, lieber Leser,

Gott schickt nicht in Rente!“ Mit diesem Titel haben mich Organisatoren des Zentrums „Älterwerden“ beim Deutschen Evangelischen Kirchentag gelockt, als sie um einen kleinen Impulsvortrag baten. Der Vortrag, den ich am 5. Juni in Stuttgart halte, ist noch nicht ganz fertig. Aber das Thema beschäftigt mich schon länger und in diesen Wochen erhalte ich fast täglich neue Impulse dazu: von Menschen, die Schwierigkeiten haben mit dem Ausscheiden aus dem Beruf, aber auch von solchen, die plötzlich ganz neue, ungeahnte Wege entdecken, ja, gerade an dieser Schwelle eine verschüttete Berufung entdecken. Ist Ihnen schon aufgefallen, wie viele Filme inzwischen solche Geschichten erzählen?

Nicht zuletzt beschäftigt mich das Thema auch persönlich. Weil ich meine Zeit- und Arbeitsrhythmen aus gesundheitlichen Gründen ändern wollte, Zeit und Ziele (selbst-) bewusster und freier gestalten und den Alltag entschleunigen, bin ich in diesem Frühjahr aus der vollberuflichen Tätigkeit als Oberkirchenrätin in der EKD ausgeschieden, wo ich zuletzt die Leitung des Referats Gesellschafts- und Sozialpolitik innehatte. Inzwischen habe ich begonnen, ein eigenes Angebot aufzubauen, um etwas weiterzugeben von den Erfahrungen und Kompetenzen, die ich in mehr als dreißig Berufsjahren sammeln konnte. Auf meiner Website www.seele und sorge.de finden Sie Themen und Veranstaltungsformate vom Vortrag über den Workshop bis zum Coaching, mit denen ich Institutionen und Unternehmen innerhalb und außerhalb der Kirche unterstütze.

Die Frage, wie Kirche, soziale Unternehmen und Zivilgesellschaft die Kompetenzen und Lebenserfahrungen Älterer aufnehmen können, halte ich für ganz zentral. Es geht darum, den vielfach so ängstlich beschriebenen demografischen Wandel auch als Chance zu sehen und zu nutzen. In vielen Köpfen scheint sich noch immer die Vorstellung zu geben, die „ Arbeit mit Älteren“ sei vor allem „Altenhilfe“ – es ginge also um Fragen von Rente und Pflege. Natürlich spielen auch Verteilungs- und Versorgungsfragen im demografischen Wandel eine Rolle: Es geht um Gerechtigkeit zwischen und innerhalb der Generationen und um die Entwicklung unseres Gesundheitssystems hin zur integrativen Versorgung. Vor allem aber geht es um die Wahrnehmung der Chancen. Oft genug sind es die Älteren, die Vereine und Quartiere lebendig halten, die sich für Nachbarn und Enkel engagieren und auch in den Kirchengemeinden zu den Trägergruppen gehören. Ihr Lebenswissen und Engagement ernst zu nehmen, wird für unsere Zukunft entscheidend sein.

Deshalb hat mich die Hochaltrigen-Studie fasziniert, die im Gerontologischen Institut in Heidelberg erarbeitet wurde. Sie bietet viele Anstöße für neue Plattformen und Brückenschläge zwischen Kirche und Diakonie und nimmt dabei vor allem die Potenziale der Hochaltrigen in den Blick. Kennen Sie solche neuen Modelle? Mentoring- und Nachbarschaftsprogramme mit Hochaltrigen statt für sie? Für ein Forschungs- und Aktionsprogramm mit dem Institut bin ich auf der Suche nach innovativen Projekten in diesem Bereich. Wenn Sie so etwas kennen oder selbst an diesem Thema interessiert oder gar praktisch engagiert sind, bin ich dankbar für Ihre Hinweise.

„… damit wir klug werden“, lautet die Losung des diesjährigen Kirchentags. Klug zu werden in Bezug auf eine lebenswertere Gesellschaft bedeutet aus meiner Sicht auch, Formen einer guten Quartiersarbeit weiter zu entwickeln. Das ist nicht nur für Ältere entscheidend, sondern auch für junge Familien, für Menschen mit Behinderung oder für Flüchtlinge, für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen. Hier können Kirche und Diakonie eine wichtige Rolle spielen. Deswegen engagiere ich mich in diesem Bereich und versuche auf Vortragsveranstaltungen und in Workshops mit anderen neue Wege zu finden, wie Kirche und Diakonie sich einbringen können. Zum Beispiel am 7. und 8. September in Greifswald oder am 10. und 11. September in Hamburg. Mehr dazu – und auch zu den Themen Inklusion und Angehörigenarbeit – finden Sie in meiner Terminleiste auf der homepage www.seele-und-sorge.de

In diesen Tagen feiern wir das Pfingstfest. Wir feiern die Kraft, die Menschen inspiriert, befeuert, zum Engagement befähigt und in aller Unterschiedlichkeit und Vielfalt zusammenführt. Das gilt für Kirche und Diakonie in der Zivilgesellschaft genauso wie für das Miteinander der Generationen in den Familien und für die Herausforderung, eine vielfältigere Gesellschaft zu gestalten, die Fremde willkommen heißt. Erst im Gespräch und im Miteinander können wir etwas voranbringen.

Neues entdecken und gestalten wir nur im Dialog – deshalb freue ich mich auch über Gastbeiträge in diesem Newsletter. Und schauen Sie doch auch auf meinem Blog vorbei. Aktuell geht es dort um die Frage, ob soziale Unternehmen Sinn stiften können. Ich würde mich freuen, Ihre Meinung dazu zu lesen.

 

Ich wünsche Ihnen frohe Pfingsten!

Ihre Cornelia Coenen-Marx

In unregelmäßigen Abständen wird dieser Newsletter Sie über Aktivitäten von Seele und Sorge informieren.