Kraftorte: Interview mit Sr. Corinna Kloss, Referentin bei den Diakonissen Speyer

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DIAKONISCHE PILGERREISEN: DER BLOG

Wir entdecken Diakonische Pilgerorte – 
diesmal auf der Spur von: Sr. Corinna Kloss

Das Mutterhaus in Speyer ist ein Raum für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Insbesondere verbringen alt gewordene Diakonissen hier ihren Lebensabend. Zudem hat die Hauptverwaltung des Unternehmens (ca. 6.000 Mitarbeitende) hier ihre Zentrale. In den modernen Tagungsräumen treffen sich Fortbildungsgruppen zu fachbezogenen oder spirituell-diakonischen Themen und erleben nebenbei etwas von der besonderen Atmosphäre des Hauses. Die Diakonische Gemeinschaft findet in der Kapelle und in Gruppenräumen Möglichkeiten, ihr Leben zu gestalten. Sr. Corinna Kloss arbeitet bei den Diakonissen Speyer als Referentin der Oberin Sr. Isabelle Wien und ist 2017 der dortigen Diakonischen Gemeinschaft als Diakonisse beigetreten. Die dreifache Mutter und Pfarrerin ist im Unternehmen mit zuständig für die Pflege der diakonischen Kultur, für die Ehrenamtsarbeit und für die Diakonische Gemeinschaft.


Sie beschäftigen sich beruflich und/oder ehrenamtlich mit Diakonie. Was liegt Ihnen dabei besonders am Herzen?
„Christus spricht: Alles, was ihr getan habt einem meiner geringsten Brüder, das habt ihr mir getan.“ (Matt 25,40) Dieser Satz, der Hausspruch unseres Speyerer Mutterhauses, ermutigt dazu, dass wir in allen Menschen Jesu Brüder und Schwestern, Gottes geliebte Kinder zu sehen versuchen, egal in welcher Lebenssituation sie stecken, aus welchem Kulturkreis sie kommen oder mit welchen Persönlichkeitsmerkmalen sie ausgestattet sind.

Ein besonderes Anliegen ist es mir dabei, die haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden in unserem Unternehmen zu unterstützen, die diesen Vers des Evangeliums jeden Tag in ihrem Dienst zu leben versuchen. Das kann durch Fortbildungen geschehen, die das berufliche Handeln reflektieren oder das eigene Leben in guter Balance führen helfen. Auch spirituelle Angebote, Auszeiten oder ein vertrauensvolles Gespräch können hierzu hilfreich sein.

Gibt es eine persönliche Erfahrung, die Ihnen den Kern diakonischer Arbeit existenziell vor Augen geführt hat?
In vielen unserer Einrichtungen – vom Hospiz über die Jugendhilfe bis hin zur Krankenhausstation – erlebe ich Menschen, die sich Hilfesuchenden so liebevoll zuwenden, dass diese sich trotz ihrer zum Teil bedrückenden Situation wieder frohgemut dem Leben zuwenden können.

Und doch erlebe ich Diakonie immer wieder besonders eindrücklich im Zusammensein mit den Schwestern und Brüdern unserer Diakonischen Gemeinschaft: Da gibt die alt gewordene Schwester von ihrem langjährigen Erfahrungsschatz als Heimleiterin etwas weiter an die junge Diakonisse neuer Form in der Alltagsbegleitung, da feiert der Diakonische Bruder beim monatlichen Gemeinschaftstreffen das Tischabendmahl und erzählt in der Predigt von seiner Arbeit als Religionslehrer. Und nach dem Schlusssegen versorgen alle, die gut zu Fuß sind, diejenigen, die dafür schon einmal an ihrem Tisch die Spruchkärtchen aufstellen.

An welchem Ort (in welcher Einrichtung, in welchem Haus oder Raum) ist Diakonie für Sie in besonderer Weise sichtbar und erfahrbar geworden und was hat Sie dort fasziniert?
Ein solcher Ort ist für mich der Fliedner-Saal in unserem Mutterhaus, ein Fest- und Feiersaal, der über moderne Technik verfügt und über zweihundert Menschen Platz bieten kann. Faszinierend ist hier für mich, dass der Saal – nicht zuletzt dank engagierter Haushandwerker und Hauswirtschaft! – bei jedem Anlass ein herzliches „Willkommen!“ ausstrahlt durch seine helle Raumwirkung, eine liebevolle Tischdekoration und eine einladende Gestaltung der dort stattfindenden Veranstaltungen.

Was macht Ihrer Meinung nach einen – oder diesen – „diakonischen Ort“ zum spirituellen Kraftort (Geschichte, Gestaltung, Personen …)?
Hier können Menschen aus unterschiedlichen Lebenssituationen und -hintergründen zusammenkommen, sich informieren, sich austauschen bei einer gemeinsamen Mahlzeit oder auch miteinander Gottesdienst feiern – je nach Art der Veranstaltung. Oft sind es Mitarbeitende aus unseren Einrichtungen, Bewohner der Einrichtungen oder Mitglieder der Diakonischen Gemeinschaft, die hier erleben: Ich bin angenommen und gehe durch Begegnung und Gebet gestärkt wieder hinaus in meinen Dienst und meinen Alltag.

Was würden Sie in Ihrem Arbeitsumfeld räumlich ändern, wenn Sie die Freiheit und Mittel dazu hätten, damit die Arbeit, die Ihnen am Herzen liegt, noch besser gelingt?
Um Menschen wertschätzend zu begegnen und ihnen miteinander und mit Gott ins Gespräch zu helfen, brauchen wir Räume mit Atmosphäre und Flexibilität, die solche Begegnungen erleichtern. Hierzu stehen im Mutterhaus manche Räume zur Verfügung, die teilweise jedoch von der Einrichtung her nicht immer zu den heutigen Anforderungen passen. So erschweren beispielsweise die festen Kirchenbänke in der Kapelle die Gestaltung von kreativeren Gottesdiensten wie etwa einem Familiengottesdienst. Hier gute Verbindungen zu schaffen zwischen Tradition und Moderne, ohne Verletzungen zuzufügen, sollte unser Ziel sein.

Manchmal wären auch mehr Übernachtungsräume hilfreich sowie ein fester Raum, in dem unser Flohmarktteam seine vielen Schätze dauerhaft ausstellen kann.

Vielen Dank!

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