DIAKONISCHE PILGERREISEN: DER BLOG
Wir entdecken Diakonische Pilgerorte –
diesmal auf der Spur von: Axel Rolfsmeier
Sie beschäftigen sich beruflich und/oder ehrenamtlich mit Diakonie. Was liegt Ihnen dabei besonders am Herzen?
Das Besondere an vielen diakonischen Tätigkeiten ist die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen. Dass Diakonie nicht nur für ihre Klienten Hilfeangebote initiiert, sondern auch Menschen die Möglichkeit zu sozialem Engagement gibt, ist ein „echter Schatz“. In der Zusammenarbeit mit ehrenamtlich Mitarbeitenden kommt den Hauptamtlichen die Rolle der Koordination und Anleitung zu. Eine sehr schöne Aufgabe, die aber auch nicht ohne Spannung ist.
Gibt es eine persönliche Erfahrung, die Ihnen den Kern diakonischer Arbeit existenziell vor Augen geführt hat?
Ja, stellen Sie sich vor: Halbfinale WM 2006, Deutschland gegen Italien, das Spiel findet in Dortmund statt. Den ganzen Tag über sind alle schon wie elektrisiert, der Bahnhof „platzt aus allen Nähten“. Als dann das Spiel läuft, sind die Stadt und der Bahnhof wie leergefegt – alle sind an den Bildschirmen. So auch in der Bahnhofsmission, in der Mitarbeitende, Bahnkollegen und mehrere Gäste gemeinsam das Spiel schauen. In der Halbzeitpause kommt eine Frau in die Bahnhofsmission und erklärt, dass sie vor ihrem gewalttätigen Mann geflohen sei. Er würde Fußball schauen und sie sei aus dem Fenster geklettert. Sie habe nichts dabei und wüsste auch nicht wohin. Nun ist der Fussball zweitrangig.
Frau Schmidt, eine resolute Ehrenamtliche, kümmert sich. Mit dem Frauenhaus wird telefoniert, es ist voll. Mit der Frauenübernachtungsstelle wird gesprochen, dort ist ein Bett frei, sie kann kommen. Die Stadt ist im Ausnahmezustand wegen des Halbfinales. Jetzt zu Fuß durch die Stadt – das geht nicht. Also wird beratschlagt, dass aus Spendenmitteln ein Taxi finanziert wird. Alleine hat unsere Klientin Angst und ist unsicher. Frau Schmidt fährt mit und begleitet sie.
Kurz vor Ende des Spiels ist sie zurück!
Was wäre gewesen, wenn es eine solche Einrichtung wie die Bahnhofsmission mit ihren Öffnungszeiten nicht gäbe? Das Geschilderte fand in der Zeit nach 21:00 Uhr statt.
Was macht Ihrer Meinung nach einen – oder diesen – „diakonischen Ort“ zum spirituellen Kraftort (Geschichte, Gestaltung, Personen …)?
Bahnhofsmissionen gibt es seit 1894 – als eine Antwort auf die Herausforderungen in der Großstadt. Jungen Frauen Schutz zu geben, war der Ursprung dieser Arbeit, die von Pfr. Johannes Burckhardt gegründet wurde.
Im Laufe der Zeit haben sich die gesellschaftlichen Herausforderungen und somit die Aufgaben gewandelt. Das Besondere macht aus, dass die Menschen dort Zeit haben und nicht nach Fachleistungsstunden mit Kostenträgern abrechnen müssen. Die Bahnhofsmission ist eine offene Anlaufstelle – offen für jedermann, für jede Frau.
Das ist außergewöhnlich für die Diakonie wie auch für die meisten Kirchengemeinden. Das Selbstverständnis als „Kirche vor Ort“ im Sozialraum Bahnhof stellt die Besonderheit der Einrichtung heraus. Am Bahnhof sind alle gesellschaftlichen Schichten präsent, manche mehr, andere weniger hilfebedürftig. Die Bahnhofmission ist da und zur Stelle „wenn das Leben entgleist“.
Was würden Sie in Ihrem Arbeitsumfeld räumlich ändern, wenn Sie die Freiheit und Mittel dazu hätten, damit die Arbeit, die Ihnen am Herzen liegt, noch besser gelingt?
Bahnhofsmissionen brauchen präsentere Räumlichkeiten im Bahnhof.
Vielen Dank!
Hier klicken um die Angebote: Pilgerreisen 2017 zu sehen. Viel Spaß beim Lesen.