# ausliebe – Diakonie zwischen Kirche und Sozialstaat

Festrede zum Neujahrsempfang der Evangelischen Kirche in Essen

1. Lichtinseln

(Kerze) Irgendwas hat sich verändert am Abend in unseren Städten. Manchmal brauche ich eine Weile, bis mir klar wird, woran das liegt: In den dunklen Schaufenstern, den schwarzen Schatten der Kirchen zeigt sich die Krise. Wir sparen Energie. Aber wieviel Licht ist nötig? Damit Ältere sich in der Dämmerung auf die Straße trauen? Damit Frauen keine Angst haben, wenn sie spät noch allein unterwegs sind? Schon seit dem Sommer diskutieren wir über die Weihnachtsbeleuchtung in den Straßen. Es geht um Schönheit und Glitzer, aber auch um Sicherheit. Mehr noch: um Geborgenheit. Für die allermeisten war unstrittig: Die Weihnachtsmärkte sollten leuchten – Lichtinseln, Hoffnungszeichen in den dunklen Städten. Und ich denke an die Menschen in Kiew, die gerade Nächte ganz ohne Wasser, Strom und Wärme verbringen, wenn es gut geht im Kerzenlicht. Ihre Widerstandskraft lebt von einer unerschütterlichen Hoffnung.

Es ist kein Zufall, dass der erste Adventskranz in der Jugendhilfe erfunden wurde – im Rauhen Haus in Hamburg, einer Einrichtung für Kinder aus Armutsfamilien. Johann Hinrich Wichern, der Gründer des Rauhen Hauses, baute den ersten Adventskranz aus einem alten Wagenrad. Auf dem großen Rund stand für jeden Tag zwischen dem ersten Advent und dem Heiligen Abend eine Kerze – vier große weiße an den Sonntagen, an den Wochentagen kleinere rote. Damals, zu Beginn der industriellen Revolution, war Licht nicht ständig verfügbar, vor allem im Winter war es sehr dunkel. In den Familien herrschte Armut, Schulbesuch war ein Privileg. Aber im Rauhen Haus begann jeder Tag mit einem eindrücklichen Ritual – ein neues Licht wurde angezündet. Die Kinder versammelten sich um den Lichterkranz, ein Leuchten im Gesicht. Eine Lichtinsel an dunklen Morgenden, von Tag zu Tag heller, bis sich der Kreis an Weihnachten schloss.

2. Wärmewinter

 (Schal): In diesem Jahr haben sich evangelische Kirche und Diakonie in Deutschland ein neues Zeichen überlegt. Es geht um die Aktion #wärmewinter mit dem Schal als Symbol. Viele sorgen sich vor der Kälte – vor der fühlbaren Kälte in den eigenen vier Wänden und an den Arbeitsplätzen. Vor der inneren Kälte, wenn die Sorgen wachsen, weil nicht nur Strom und Gas teurer werden, sondern auch Lebensmittel und Benzin. Und vor der sozialen Kälte, der Gleichgültigkeit zwischen den Menschen.

Mit „Wärmewinter[1]wollen Kirche und Diakonie Zeichen setzen für Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe. Ihre Räume öffnen für alle, die Hilfe brauchen: gemeindliche oder diakonische Wärmestuben, Essenausgaben, Gesprächs- und Beratungsangebote. Die Aktion will auch  sichtbar machen, was ohnehin längst geschieht: die Arbeit in Notschlafstellen und Wärmebussen für Obdachlose an Tafeln, in Schuldnerberatungsstellen und in Jugendclubs. Ergänzend hat die Kreissynode hier in Essen beschlossen, die Kirchensteuermehreinnahmen aus der Energiepreispauschale für den Energiesparservice der Neuen Arbeit und für die Soziale Servicestelle zu nutzen[2]. So knüpfen sie weitere Knoten im Informations-, Beratungs- und Hilfsnetzwerk, das die Wohlfahrtsverbände gemeinsam mit der Stadt aufbauen.

„In einer Krise diejenigen zu unterstützen, die auf die Solidarität der Stärkeren angewiesen sind – das ist ein Kernversprechen des demokratischen Sozialstaats und eine Grundfeste einer solidarischen Gesellschaft. Und das werden wir gegenüber der Politik auch weiter einfordern“, heißt es in dem „Wärmewinter“. – Brief von Annette Kurschus und Ulrich Lilie. „Gleichzeitig kommt uns als Kirche und Diakonie in diesem Winter eine besondere Aufgabe zu: Wir sind dazu gerufen, der Kälte mit Herzenswärme zu begegnen.“

Auch die vielen Mittagstische, die in den letzten Jahren entstanden, sind Wärmeinseln gegen die Einsamkeit. Seit der Pandemie ist immerhin ein Tabu gefallen: Wir sprechen über Einsamkeit. „An Einsamkeit stirbt man bloß länger als an Corona“, sagt die Berlinerin Elke Schilling, die mit 75 den Telefondienst „Silbernetz“[3] gegründet hat, der sich bundesweit an Ältere richtet. Mehr als 46 Prozent der Menschen über 75 leben allein – und 20 Prozent haben ihre Wohnung in der Woche vor der Befragung nicht verlassen. In Großbritannien haben Wissenschaftler*innen berechnet, dass 20 Prozent Gesundheitskosten gespart würden, wenn man soziale Angebote auf Rezept verschreiben könnte: Wandergruppen, Gesprächskreise, Chorgesang halten gesund. Menschen brauchen Austausch und Anregung, sie brauchen unkomplizierte Treffpunkte, verlässlichen Nahverkehr, öffentliche Toiletten, niedrigschwellige Zugänge und Bänke an der Straße, damit sie Lust haben, nach draußen zu gehen.

Dass es hier in Essen in jedem Stadtbezirk ein Zentrum 60+ gibt – und ein internationales dazu –, dazu hat die Diakonie mit ihrem Senioren- und Generationenreferat entscheidend beigetragen – in bewährter Zusammenarbeit mit den anderen Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege, mit AWO und Rotem Kreuz, mit Caritas und DPWV. „Zu unseren Zielen gehört es, Menschen für Ideen zu gewinnen, Begegnungen zu ermöglichen, Gestaltungsräume zu öffnen. Die Zentren 60+ und die neue Offene Seniorenarbeit sind ein Beleg dafür, wie lebendig dieser Leitgedanke ist und wie evangelische Kirche und ihre Diakonie sich erfolgreich einbringen“, hat Superintendentin Marion Greve gesagt. Die Zahl der Älteren wächst. Immer weniger von ihnen gehören einer Kirche an – aber die Gemeinden treten nicht den Rückzug an. Im Gegenteil: Sie öffnen sich und fühlen sich verantwortlich für die Arbeit in den Quartieren.

Das haben in diesem Jahr auch die vielen Geflüchteten aus der Ukraine erfahren. 70 Prozent von ihnen wurden zunächst privat untergebracht. Menschen haben spontan ihre Türen und ihre Herzen geöffnet – so begann der Prozess der Integration vom ersten Tag an. Die gute Vernetzung zwischen Kirche, Stadt und Zivilgesellschaft gehört zum Essener Erbe – es hat sich  angesichts der Herausforderungen von Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg bewährt. „Wir haben den Auftrag, uns gerade der Elendsten, Ärmsten und Verlorenen anzunehmen“, schrieb damals Diakoniepfarrer Karl Schreiner, der nach ‘45 eng mit dem Regionalverband Ruhr zusammenarbeitete. Für die Essener Nothilfe gewann er auch Freiwillige aus den Gemeinden –nicht zuletzt aus den Frauenhilfen. „Essen“, lobte Karl Schreiner, „wo Stadt und freie Wohlfahrtspflege zusammenarbeiten wie wohl kaum in einem anderen Ort“. Aus Liebe zu Essen.[4]

3. #ausliebe

(Herz): # ausliebe heißt die Losung für Ihr Diakoniejahr – Sie verbinden sich damit mit der Diakonie Deutschland, die nächstes Jahr ihr 175. Jubiläum feiert, in Erinnerung an Wicherns große Rede zur Inneren Mission. Schaut man auf die Strukturen damals wie heute, dann zeigt sich: Es ist kompliziert. Das fängt mit den Namen an: Hier wurde 1922 der Wohlfahrtsdienst gegründet, der dann im Nationalsozialismus zum Gemeindedienst wurde und schließlich zur Diakonie. Kompliziert ist aber auch die Vielfalt der Organisationsformen: Auf der einen Seite Besuchsdienste, Gesprächsgruppen, Tischgemeinschaften in den Gemeinden, auf der anderen große Unternehmen und Stiftungen wie die Kliniken Essen-Mitte, die Adolphi-Stiftung oder die Johanniter. Initiativen, Vereine, gGmbHs – und nicht selten wanderten Aufgaben von einer in die andere Organisation. Dazwischen das Diakoniepfarramt mit dem Diakonischen Werk – Andreas Müller ist Moderator und Geschäftsführung, Impulsgeber und Gegenüber zur Stadt –, eingebunden in das Netzwerk der Freien Wohlfahrtspflege von der Caritas bis zur Jüdischen Kultus-Gemeinde. Beeindruckt lese ich:  Mehr als 80 Träger mit rund 9.200 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehören heute zur Diakonie in Essen.

Nur wenige haben den Überblick über diese bunte Landschaft – und manchmal gibt es auch Reibung zwischen den unterschiedlichen Kulturen. Schon Ende der 1960er Jahre sprach man von Fremdheit zwischen den Gemeinden und der säkularisierten Diakonie. Wo aber gemeinsame Herausforderungen bewältigt werden müssen wie bei der Integration von Geflüchteten, da findet man schnell eine gemeinsame Sprache. In solchen Momenten wird allen Beteiligten klar: Wichtiger als Strukturen sind doch die Menschen, die mit uns an einem Strang ziehen. Und das Netzwerk wird stärker, je vielfältiger die Zusammenhänge sind, in denen sie arbeiten. Während ich mich für heute vorbereitet habe, fielen mir Namen ein: Sabine Wolf-Wennersheide und Claudia Hartmann, Karl-Horst Junge, Wolfgang Hirsch und seine Ehrenamtlichen, die Kaiserswerther Diakonissen aus Borbeck und auch Prälat Berghaus von der Caritas, der als Vorsitzender der LIGA NRW eine Instanz war. Allesamt Menschen, denen ich hier begegnet bin- und sicher waren es noch viele mehr. Aber mit diesen Namen wurde Essen für mich lebendig, Diakonie lebt von Beziehungen. Das gilt für das Netzwerk der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, es gilt aber vor allem für die Beziehungen zwischen Pflegebedürftigen, ihren Angehörigen und den Pflegenden. Zwischen Kindern, Jugendlichen und ihren Erzieher*innen. Viel davon spielt sich hinter verschlossenen Türen ab: in Kliniken, Hospizen, Pflegeeinrichtungen und Wohngruppen. Und in den privaten Wohnungen, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Während wir sehen, was in den öffentlichen Treffpunkten geschieht, bleibt diese Arbeit für Außenstehende, für Politiker*innen,  ja, für die meisten Menschen unsichtbar, wird  viel zu wenig wahrgenommen und geschätzt. Es geschieht trotzdem, all die Angehörigen, die Mitarbeitenden und Freiwilligen an den vielen Orten tun sie trotzdem – aus Liebe. Das Herz, das ich mitgebracht habe, soll daran erinnern, wie viele sich bei ihrer Arbeit verausgaben, bis sie selbst nicht mehr können. Aber auch daran, dass wir etwas brauchen, was uns Kraft gibt, was uns inspiriert: Die magischen Begegnungen in der Pflege, die Freude an der Entwicklung anderer Menschen, aber auch Auszeiten und Bildungsangebote, Freundinnen und Freunde, die mittragen, Alltags- und Demenzbegleiter*innen. Kirchengemeinden und Diakonische Dienste können hier viel tun: Ängste nehmen, Ethikberatung anbieten, Letzte-Hilfe-Kurse geben, Altenzentren ins Quartier öffnen, neue Partnerschaften mit Schulen organisieren. Diakonie erfahren heißt, spüren, dass ich nicht allein bin.

4. Die Krise als Chance       

(Maske)Wie wenig selbstverständlich ist von dem, was wir als Standards guter Pflege angenommen hatten, das haben wir in diesen Corona-Jahren deutlich gespürt. Mehr als 50 Prozent der an Covid 19 Verstorbenen waren Heimbewohner*innen. Sie starben ohne Berührung, ohne eine Hand, die sie hielt. Wegen der strikten Quarantäneregeln sahen Angehörige ihre Sterbenden oft erst, wenn kein bewusster Kontakt mehr möglich war. Und blieben oft  mit Trauer und Schuldgefühlen allein. Und auch in den Pflegehaushalten hat die Pandemie die Situation noch einmal zugespitzt. Die zeitweilige Schließung von Tagespflegeinrichtungen, Einreisestopps für mittel- und osteuropäische Pflegekräfte und Engpässe bei den ambulanten Diensten, aber auch fehlende Masken, Tests und Schutzkleidung bewirkten, dass die pflegenden Angehörigen noch mehr auf sich allein gestellt waren. Dabei nehmen sie in ihrem Alltag ohnehin eine drastische Einschränkung von sozialen Kontakten hin. „Die Corona-Krise kann eine Chance sein, wenn die Gelegenheit genutzt wird, unsere Gesundheits-, Sozial- und Wohlfahrtssysteme und somit die Gesamtheit von Care-Arbeit gesellschaftlich solidarischer zu organisieren und zu finanzieren“, schrieb Barbara Thiessen 2020.[5] 25 Jahre nach Einführung der Pflegeversicherung hat die Krise allen strukturelle Einblicke ermöglicht – in den wachsenden Personal-Notstand ,die völlig ungenügende Finanzierung, das Armutsrisiko von pflegenden Angehörigen. „Solange Pflege als natürlich in der Familie angesiedelte Aufgabe zumeist von Frauen verstanden wird, bleibt sie ein unentgeltlicher Liebesdienst“, schreibt Bernhard Emunds[6]. Das nimmt der Arbeit die Wertschätzung und der Liebe die Freiheit.

Diakonie Deutschland fordert nun einen Pflegegipfel. Und das ist richtig. Da könnten auch Lauterbachs Pläne zur Entlastung der Pflegenden in den Kliniken, zur Überwindung der Fallpauschalen diskutiert werden. Wir brauchen aber noch mehr, brauchen einen Bildungsgipfel – denken Sie nur an die absinkenden Leistungen der Schüler*innen in der vierten Klasse oder an die 384.000 fehlenden KiTa-Plätze –, einen Energie- und einen Verkehrsgipfel. Von der Pflege bis zu Bildung und Erziehung, von der Energiewende bis zur Verkehrswende legen die aktuellen Krisen jahrelang vernachlässigte Probleme schonungslos offen. Zugleich werden die Ressourcen knapp. Wie bedrohlich das ist, sehen wir daran, dass bei einigen das Vertrauen in die Demokratie schwindet.

Was wir in den gegenwärtigen Transformationen erleben, lesen sie als Botschaft: ‚Wer nicht systemrelevant ist, wird ausgeschlossen.‘ Die Einsamkeit der Alten, die Verletzlichkeit von Menschen mit Behinderung, die Ängste der Sterbenden, die Suche der Jugendlichen nach Gemeinschaft – das alles blieb ausgeblendet. Genauso geht es den Armutsbetroffenen jetzt in der Energiekrise. 13,8 Millionen sind es. Unter dem Hashtag # Ichbinarmutsbetroffen melden sich jetzt einige zu Wort, ohne falsche Scham. Wir sehen Alleinerziehende und chronisch Kranke, ältere Arbeitslose in Maßnahmen vom Jobcenter, junge Leute ohne Schulabschluss und Ausbildung- und wir ahnen, wie wenig die öffentliche Debatte um das Bürgergeld dieser Wirklichkeit gerecht wurde.  

Die Diakonie ist Expertin für diese Fragen: mit dem Blick aufs große Ganze in ihren übergeordneten Strukturen, mit dem Blick auf die Situation der Einzelnen in der alltäglichen Arbeit in den vielen Bereichen von Gesundheits- und Sozialfürsorge – Inklusionsexpertin. Und die Diakonie ist auch Expertin darin, Ehrenamtliche zu begeistern und einzubinden. Diese Expertise wird gebraucht, gerade jetzt.

  • Zeit des Umbruchs

(Notgeld): Auch 1922, als im Dezember der „Evangelische Wohlfahrtsdienst für Stadt und Synode Essen“ gegründet wurde, war eine Zeit des Umbruchs. Zu der Gewalt auf den Straßen, der wachsenden Inflation und Arbeitslosigkeit kamen vielfältige kirchliche Veränderungsprozesse nach dem Ende der Staatskirche. Und schon im Januar 1923 wurde das Ruhrgebiet durch französische Truppen besetzt, die den Reparationsforderungen der Alliierten Nachdruck verleihen sollten. Die bittere Not der ersten Nachkriegsjahre wurde mit der Ruhrbesetzung noch einmal verschärft. In dieser Situation hat die Essener Diakonie schon einmal bewiesen, was sie leisten kann, strukturell und für die einzelnen Menschen: Der neue Wohlfahrtsdienst bündelte die evangelischen Wohlfahrtsaktivitäten im Bereich der Essener Kreissynode und wurde Ansprechpartner für die Verteilung von Hilfen, die über die Kommune an die Menschen gingen. Mit Vormundschaften und Pflegschaften war damals die Jugendhilfe besonders im Blick. Nach der Verabschiedung des Reichsgesetzes für die Jugendwohlfahrt wurden kurz darauf die vielen Initiativen an der Basis strukturell gestärkt: Zwischen Kirche und Staat wurde Diakonie zur Impulsgeberin  Vermittlerin, Gestalterin.

Wenn wir in der aktuellen Zeitenwende die Zukunft unseres Sozialstaats, die Rollen von Kirche und Zivilgesellschaft diskutieren, kann es hilfreich sein, sich an diese Phasen zu erinnern: an den Aufbau der Freien Wohlfahrtspflege, die Bedeutung von Subsidiarität in der Weimarer Republik, aber auch an die Bedrohung während des NS, an den Druck, der kurz vor dem Krieg zur Schließung der Bahnhofsmission führte, den Neustart nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Geschichte der Diakonie zeigt die Gefahren von Exklusion, wachsender Spaltung, Nationalismus und Rassismus – lebendige Schrecken wie beim jüngsten Anschlag auf die Essener Synagoge.

5. Ein Licht ins Fenster

(Adventshaus) Im Januar 21 startete Frank-Walter Steinmeier eine bundesweite Kerzenaktion: „Deutschland stellt ein Licht ins Fenster“, war das Motto, „weil jedes ‚Lichtfenster‘ uns miteinander verbindet“. Weil unsere Gesichter leuchten, wenn wir einander sehen. Die neue Jahreslosung erzählt von dieser Erfahrung: Du siehst mich! Jetzt zünden wir wieder die Kerzen am Adventskranz an, öffnen die Türchen an Adventskalender und träumen von der Stadt mit den offenen Toren. Als Christinnen und Christen hoffen wir auf das „neue Jerusalem“, die Stadt Gottes. Und wir gehen die Schritte, die wir gehen können – aus Liebe. Noch aber leben wir in den Zerreißproben zwischen Einsamkeit und Liebe. Zwischen Zerbrechlichkeit und heilenden Beziehungen. Zwischen Engagement und fehlender Finanzierung. Damit unser Engagement einen guten Rahmen findet und nachhaltig beitragen kann zu einer gerechteren Gesellschaft, müssen wir den Sozialstaat krisenfest mache, den Rechtsstaat verteidigen, die Kommunen angemessen finanzieren und das gute Miteinander in Zivilgesellschaft und der freien Wohlfahrtspflege pflegen. Die Diakonie Essen hat dazu einiges beizutragen. Denn hier gehört das zur DNA. Und gewinnt Energie aus dem Evangelium.

Cornelia Coenen-Marx, Essen,  25.11.22. www. seele-und-sorge.de


[1] https://www.diakonie.de/waermewinter/

[2] https://www.essen.de/meldungen/pressemeldung_1480063.de.html.

[3] https://www.silbernetz.org/

[4] Andreas Müller (Hg), Norbert Friedrich, Praktizierte Nächstenliebe, 100 Jahre Diakoniepfarramt und Wohlfahrtsverband der Diakonie in Essen, Essen 2022

[5] Thiessen u.a.: www. care-macht-mehr.

[6] Bernhard Emunds , Häusliche Pflege gerecht organisieren, FFM 2021