Etwas Neues beginnen

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Nun ist es nicht mehr ganz so neu, das neue Jahr, aber vielleicht spüren Sie doch noch den Schwung, der uns so oft ermöglicht, nach Silvester etwas Neues zu beginnen, etwas besser zu machen als bisher. Vielleicht haben Sie sich auch vorgenommen, eine ungute Gewohnheit abzulegen? Gute Vorsätze haben jetzt Hochkonjunktur: Mit dem Rauchen aufhören, mehr Sport machen, abnehmen, weniger Alkohol trinken. Die Zahlen des Statistischen Bundesamts, die gerade veröffentlicht wurden, zeigen: Es hat ganz gut geklappt mit dem Verzicht auf Zigaretten in den vergangenen Jahren. 2018 betrug der Anteil der Raucher an der Bevölkerung noch 23 Prozent. Deutlich weniger als 2005; da waren es 27 Prozent. Ein echter Trend! Und jedenfalls mir geht es so: Wenn andere mitmachen, fällt es leichter, die eigenen Vorsätze auch umzusetzen.

Worauf muss ich achten, damit Veränderung gelingt? Beim Rückblättern in meinen Tagebüchern fällt mir auf, wie lang meine Projektlisten zu Beginn des Jahres immer sind. Klar, vieles habe ich umgesetzt, aber manches schiebt sich unerledigt über Jahre. Lange Listen helfen also nicht und Zeitdruck schon gar nicht. Wichtiger scheint mir, zu akzeptieren, dass meine Kräfte begrenzt sind. Verbündete zu suchen und kleine Schritte zu tun. Und herauszuspüren, worum es mir wirklich geht.

In der Ruhe liegt die Kraft; daran erinnert der Januar. Der Winter ist keine Zeit für große Aktionen. Er zerrt an den Nerven mit seinem grauen, nassen Wetter. Aber vielleicht ist es auch ganz gut, nicht immer gleich loszulegen, sondern erst einmal nachzudenken und neue Kräfte zu sammeln. Zu schauen, was wirklich nötig ist, damit Veränderung gelingt. „In der Stille geschehen die großen Dinge“, steht auf einer alten Postkarte, die ich irgendwann ins Tagebuch geklebt hatte. Damals hatte ich das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Die Freundin, die mir diese Karte schickte, wollte mir Mut machen, nicht nur auf mein Handeln zu vertrauen – sondern auch auf das, was wird und wächst, während ich nur träume, leide, mich ärgere. „Es wächst viel Brot in der Winternacht“, heißt es in einem Gedicht von Friedrich Wilhelm Weber. Auch an den Zweigen der Bäume bilden sich schon die Knospen für ein neues Sprießen heran. Die Natur erneuert sich in ihrem Innern, erst dann kann sich der Wandel auch außen zeigen. Geduld wird also gebraucht.

Die Hannoversche Landeskirche lädt in diesem Jahr ein, einen Schritt zurück zu gehen und zu entschleunigen. „Zeit für Freiräume“ heißt die Kampagne. Vielleicht gelingt es mir ja auch, in dem gut gefüllten Kalender Freiräume stehen zu lassen. Freie Seiten für Sport und Gespräche, für Träume und Gebete – oder einfach nur fürs Teetrinken. Es muss ja nicht gleich eine japanische Teezeremonie sein. Selbst der Teebeutel im Glas lädt zum Meditieren ein. Der Lyriker Jan Wagner beschreibt das so:

Teetrinken

I

nur in sackleinen
gehüllt. kleiner eremit
in seiner höhle.

II

nichts als ein faden
führt nach oben. wir geben
ihm fünf minuten.*

Fünf Minuten Stille, bevor ich wieder loslege. Das wäre doch ein guter Anfang.

Mit lauter guten Wünschen für Ihre Schritte in das neue Jahr
Ihre Cornelia Coenen-Marx, Pastorin und Publizistin

(*publiziert auf lyrikline.org https://www.lyrikline.org/de/gedichte/teebeutel-6581)

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