Geschenkte Zeit

1. Zeit zu leben: Erfahrungen am Sterbebett

In ihrem Buch „Jeder Tag ist kostbar“ beschreibt Daniela Tausch-Flammer, wie die Begegnung mit dem Sterben ihrer Mutter sie verändert hat. „Ich war vorher jemand, der mit viel Angst im Leben stand. Angst vor der Dunkelheit. Angst, keinen Beruf zu bekommen. Angst keinen Ort zum Leben zu finden. Angst vor Begegnung. … Durch die Lupe des Todes weitete sich der Angstring, … hielt mich nicht länger gefangen. Durch das Bewusstwerden der Endlichkeit öffnete sich eine Tür zur Spiritualität. In mir wuchs das Vertrauen: Das, was dir passiert, wird stimmen. Ich begann zu vertrauen, dass ich in meinem Leben geführt werde, von Gott begleitet bin. … Dass angesichts des Todes vor allem die Momente zählen, in denen ich gewagt habe, mich offen zu zeigen.“ Diese Erfahrung motivierte Daniela Tausch-Flammer zur Hospizarbeit. Sie fand ihre Lebensaufgabe. Bei aller Trauer gilt eben auch: Der Umgang mit dem Sterben vitalisiert, die ehrliche Auseinandersetzung, die Erfahrung der Versöhnung und die Überwindung von Angst setzen neue Kräfte frei. 

Auch ich möchte die Tage und Wochen am Sterbebett meiner Mutter nicht missen. Sie starb in ihrem kleinen Appartement in einem der niedersächsischen Frauenklöster. Es war eine Zeit des Wandels und der Konzentration: Noch einmal leuchtete das Vergangene auf, noch einmal kamen Freunde und Verwandte – und ich selbst hatte die Möglichkeit, in den letzten zwei Wochen dort zu übernachten. Selten habe ich den Augenblick so intensiv erlebt, die Vögel am Morgen selten so zwitschern gehört wie in dieser Zeit. Liebe und Leben werden noch einmal ganz dicht, wenn es heißt Abschied zu nehmen. Was da geschieht, betrifft nicht nur den, der geht, sondern auch die, die bleiben. Der Sterbeprozess verändert auch das Leben der Angehörigen und Freunde. Und er kann uns alle bereichern und klüger machen – und uns, die wir bleiben, am Ende besser leben lassen.

„Mein Sterbeglück ist, dass ich die Beziehungen zu mir nahe stehenden Menschen noch einmal ganz neu und wunderbar erlebe“, sagte die Theologin Luise Schottroff kurz vor ihrem Tod in einem Interview. „Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass in unserer durchgetakteten Welt so viel Zuwendung möglich ist“. In der Zeit ihrer Krankheit wurde ihr Freundesnetzwerk noch einmal dichter geknüpft – und alle Beteiligten wuchsen so zusammen, dass sie sich auch gegenseitig im Abschiednehmen unterstützen konnten. Ganz ähnlich habe auch ich es mit dem Freundinnennetzwerk meiner Mutter in ihren letzten Monaten im Stift erlebt.

Nicht immer allerdings sind Abschieds- und Sterbeprozesse so versöhnlich. Jutta Winkelmann erzählt in ihrem Buch „Mein Leben ohne mich“ ganz offen von den inneren und äußeren Kämpfen des Loslassens, die sie auf einer letzten, spirituellen Reise nach Indien mit Rainer Langhans und zwei Freundinnen durchgestanden hat. „Im Grunde, fürchte ich, gibt es keinen, der mich aushält“, schreibt sie. „Ich darf keine negativen Gefühle haben, sie sind zu offenbar zu bedrohlich“. Ob und wie es am Ende gelingt, dass die Sterbenden ruhig gehen und ob es möglich wird, durch den Schmerz zu einem neuen Leben zu finden, das hängt von vielen Faktoren ab. Es hat mit den individuellen Beziehungen zu tun, aber auch mit den Strukturen der Institutionen – von Krankenhäusern und Pflegediensten. Mit finanziellen und rechtlichen Fragen, aber auch dem Gesundheitszustand der Sterbenden genauso wie mit dem der Angehörigen. Mit deren zeitlichen Ressourcen und ihren Verpflichtungen für die eigene Familie oder den Job. Und nicht zuletzt mit der Frage, ob es ein Netzwerk von Nachbarn, Freunden und Ehrenamtlichen gibt, das alle Beteiligten mitträgt.

Wir brauchen eine Kultur der Freundschaft, sagt Andreas Heller. „Freundschaft begründet sich in dem Wissen, dass wir wohl immer mehr empfangen, als wir zu geben in der Lage sind“. (Heller/Gronemeyer 2014). Die Sorge füreinander kann uns helfen, reicher, lebendiger und sinnvoller zu leben. Die großen gesellschaftlichen Trends gehen allerdings in eine andere Richtung. Wo dauernd Zielerreichung und Abteilungsbudgets verglichen werden, zählt am Ende Konkurrenz mehr als Kooperation. Wo das zur Verfügung stehende Fachwissen explosionsartig zunimmt, wird Erfahrung entwertet. Und angesichts der wachsenden Mobilität, der realen wie der virtuellen, bedroht die schiere Zahl der Lebens- und Arbeitsbeziehungen die Dauer der Bindungen. Unser Leben droht in einzelne, aneinander gereihte Projekte zu zerfallen: den Job, den Wohnort, den Lebensabschnittspartner. Vielleicht stehen Familie und Freundschaft, aber auch Nachbarschaft und Gemeinwohl gerade deshalb so hoch im Kurs. Dabei brauchen Angehörige und Freunde mehr Unterstützung von Politik, Einrichtungen und Diensten, aber auch in Kirche und Zivilgesellschaft. Sie brauchen Informationen und Netzwerke, aber auch finanzielle Ressourcen und pflegefreie Zeit. Dafür engagiert sich zum Beispiel Hanneli Döhner mit ihrem Verein „Wir pflegen“.

 

2. Von Geld und Liebe – Geschenkte Zeit im Gesundheitssystem

„Brand eins“, das Wirtschaftsmagazin, hat ein ganzes Heft zum Thema „Liebe“ herausgegeben. Darin findet sich unter dem Titel „Zeit zu leben, Zeit zu sterben“, auch der Bericht von einer Palliativstation. Vor allem in den Antworten der Ärztinnen und Ärzte wird deutlich, dass die berufliche Arbeit hier immer auch eine persönliche Auseinandersetzung ist. „Es geht auch darum, zu lernen, die Dinge, die man nicht ändern kann, auszuhalten“, sagt der Chefarzt. Und: „Das System der universitären Medizin ist relativ festgefahren, nicht nur hierarchisch, sondern auch in den Denkstrukturen. Die Palliativmedizin betreibt Forschung auf Gebieten, die bisher nicht so berührt wurden. Wir interessieren uns zum Beispiel für die spirituelle Begleitung in der Sterbephase, für die klassische Medizin kein Thema, aber für viele Menschen ungeheuer wichtig. Oft leiden Sterbende darunter, dass sie innere Angelegenheiten klären wollen – die Beziehung zu Gott und die Beziehung zu anderen Menschen.“

In einer Zeit, in der Einrichtungen wie Personal zunehmend unter Effektivitätskriterien gesteuert werden, fehlt es oft an Zeit, den Weg eines Menschen wirklich mitzugehen und ihn bis zum Ende zu begleiten. Ärzte und besonders Pflegende leiden darunter, weil es genau das wäre, worin sie den Sinn in ihrer Arbeit erfahren. Kein Wunder, dass manche ihre Berufung in der Hospizarbeit wiederfinden. Denn das heutige Gesundheitssystem ist hochgradig funktionalisiert und ökonomisiert. Es setzt auf technisches Wissen und auf den eigenverantwortlichen Patienten, der in der Lage ist, die geringer werdenden Ressourcen bestmöglich zu nutzen. Zugleich aber erleben wir den demografischen Wandel und eine wachsende Spaltung der Gesellschaft in arm und reich. Wer mit der zugeschriebenen Eigenverantwortung und Selbstsorge überfordert ist, wird mehr denn je Menschen an seiner Seite brauchen, die ihm Anwalt und Stütze sind. Und einfach Zeit zum Dasein haben.

Ehrenamtlich Engagierte erleben, dass Menschen sich entspannen, wenn jemand im Sterben ihre Hand hält, und noch einmal aufblühen, wenn sie sich auf etwas oder auf jemanden freuen können. „Es sind manchmal so simple, kleine Dinge“; sagte mir Martin Quel, ein Ehrenamtlicher aus Wuppertal. „Eine Dame habe ich Erdbeeren mitgebracht, die lag mehr oder weniger im Sterben. Aber nochmal Erdbeeren zu essen, war eine ganz wichtige Geschichte. Und ich hatte den Eindruck, dass das ihr diesen letzten Weg auch erleichtert hat“: Er erzählt aber auch, wie wichtig es sei, einfach da zu sein und es mit dem anderen auszuhalten. „Dass jemand weiß, da sitzt jemand und der ist jetzt einfach nur da – das ist eine ganz wichtige, beruhigende Situation.“ Mir ist besonders wichtig, dass wir einander segnen, wenn wir loslassen müssen. Ich meine damit nicht nur die Aussegnung Verstorbener. Ich meine – und möchte dabei bewusst beide Richtungen ansprechen, denn es geht um das Ganze, die Generationen übergreifende, das größere Leben – ich meine also auch den Segen der Sterbenden für die, die bleiben. Dabei kommt es nicht auf die alten Worte an, nicht auf feste Formeln. Auch ein Lächeln kann ein Segen sein, eine kleine Blume, ein gutes Wort auf einer Postkarte.

Der Liedermacher Martin Buchholz, der auch Konzerte in Altenheimen gibt, hat die Besucher gebeten, Augenblicke des Glücks auf einer Postkarte aufzuschreiben und ihm zu schicken. Tausende haben das getan. In dem Buch „Tage mit Goldrand“ findet sich eine inspirierende Auswahl daraus. Neben den Karten stehen Interviews, darunter ein Gespräch mit Kathrin Fester, die die blinde 106-jährige Frieda Mayer–Melikowa in einem Seniorenheim gezeichnet hat. „Ich empfinde meine Bilder als meine persönliche Würdigung des Lebens von Frau Mayer-Melikowa“, sagt Kathrin Feser, „eine Würdigung, die ihr in den langen Jahren ihres Lebens nicht zugekommen ist. (…) Vielleicht wird ja eines Tages eine ganz besondere Zeichnung entstehen und man wird sagen: Das war Frau Mayer-Melikowa. Sie ist sehr alt geworden und sie hat sehr viel in ihrem Leben durchgemacht. Aber sie hat an ihrem Glauben festgehalten. Und sie war ein liebenswerter Mensch. „Unser Gesundheitswesen, schreibt Andreas Heller in dem Buch „In Ruhe sterben“; das er gemeinsam mit Reimer Gronemeyer verfasst hat, rechnet und plant in DRGs und Modulen – es zählt nur, was gezählt werden kann. Demgegenüber käme es auf das an, was erzählt werde kann: individuelle Biographien, Lebensbrüche und Umbrüche, das Unverwechselbare.

Ohne Nachbarn und Freunde, ohne ehrenamtliche Besuchs- und Betreuungsdienste kommen gerade ältere Menschen in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern kaum noch zurecht. Das zeigt sich besonders in der Begleitung demenzkranker ältere Menschen. Bürgerschaftliches Engagement leistet einen bedeutsamen Beitrag für die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner; es trägt dazu bei, dass sie nicht völlig von der Institution bzw. von den professionellen Dienstleistungen abhängig werden. Aber die Zusammenarbeit von Profis und Freiwilligen ist leider nicht immer reibungslos. Das liegt nicht nur an der Angst der Profis um ihre Arbeitsplätze und nicht nur daran, dass es weh tut, gerade die Tätigkeiten an Freiwillige abzugeben, um derentwillen man den Beruf gewählt hat. Also: Verschlüsseln, statt am Sterbebett zu sitzen. Pflege dokumentieren, statt einen alten Menschen in den Garten zu begleiten. Nein, es liegt auch daran, dass die Einrichtungen und Dienste vor allem anderen auf höchste Funktionalität, nicht aber auf die individuellen Bedürfnisse, auf Begegnung und Zuwendung ausgerichtet sind. Ehrenamtliche, die die Abläufe ganz anwaltlich aus der Perspektive der Betroffenen sehen, können „Sand im Getriebe“ werden. Nicht umsonst ist der Anteil der Freiwilligen im Gesundheitswesen am geringsten. Stattdessen wächst die Zahl der Ein-Euro-Jobber und geringfügig Beschäftigten, die weggefallene Stellen auffüllen- und auch die der Ehrenamtlichen, die mit Aufwandsentschädigung arbeiten. Sie sorgen dafür, dass der Betrieb möglichst reibungslos weiterläuft. Oft genug allerdings empfinden sie sich als der billige Jakob eines ausblutenden Sozialstaats.

Dabei wird doch immer beides gebraucht: Erfahrung und der Blick von außen, verlässliche Professionalität und engagierte Innovation, Struktur und Lebensweltorientierung. In Palliativstationen und Hospizen, bei der Integration behinderter Kinder, in Wohngemeinschaften und Mehrgenerationenhäusern ist eine neue Sozialkultur entstanden, die auf einen Mix von Professionalität, Engagement und nachbarschaftlichen Netzen setzt. Am besten gelingt das, wenn freiwillig Engagierte ganz selbstverständlich in die Organisationsstrukturen einbezogen werden: Von der Teambesprechung bis zur Fortbildung, von der Anlaufstelle im Büro bis zu den Visitenkarten. Hier und da ist das bei den traditionsreichen Grünen Damen und Herren der Fall. Länder wie die USA oder die Niederlande, in denen das seit Jahrzehnten Tradition hat, tun sich auch im Gesundheitsbereich leichter, Ehrenamtliche zu gewinnen. Klar ist: Ehrenamtliche verstehen sich auch in Deutschland nicht mehr als Zuarbeiter von wohlfahrtsstaatlichen Organisationen oder als „Helfer“ von beruflich Tätigen. Sie haben ihren eigenen Kopf, sind manchmal widerständig und hell wach, wo neue Problemlagen auftauchen, bürokratische Hemmnisse die Hilfe erschweren oder die fortschreitende Ökonomisierung die Schwächsten allein lässt. Die Wellcome-Projekte für Neugeborene und auch die Tafelbewegung sind aus dem Ehrenamt entstanden. Genauso wie die Seniorenwohngemeinschaften und die Wohngemeinschaften für Demenzkranke. Und natürlich die Hospizbewegung, in der heute immerhin 80.000 Bürgerinnen und Bürger aktiv sind. Menschen schenken Zeit für eine Aufgabe, die ihnen am Herzen liegt. Alle Versuche, dieses Engagement zu stark einzuhegen und zu kanalisieren, um es effektiver zu gestalten, stoßen deshalb an Grenzen. Ehrenamtlich Engagierte wollen ihre Interessen und ihre Professionalität einbringen, sich bilden und neue Kompetenzen entwickeln und dabei Erfahrungen machen, die ihnen auch in anderen Lebensbereichen zugutekommen.

Und: Ehrenamtliche, die sich mit ihren Kompetenzen ernst genommen fühlen, können die professionelle Distanz und Verlässlichkeit der beruflich Pflegenden ganz anders schätzen. Auf dem Hintergrund ihrer Erfahrung können die nämlich selbstverständlicher und unaufgeregter mit Tod und Sterben umgehen. Die krebskranke Teresa Altmann, die vor kurzem mit 59 Jahren starb, hat das so gespiegelt: „Andi ist ein wunderbarer Mensch. Er steht mir als Pfleger sehr nah. Verwandte können das nicht, einen pflegen. Sie haben einfach nicht die richtige Distanz. Man wird immer nur als Kranke behandelt. Die Normalität fehlt“ (Christiane zu Salm, Dieser Mensch war ich).

 

3. Du sollst nicht funktionieren – Zeit für Fürsorge

„Dass Menschen mich nun anders wahrnehmen, weil ich nicht mehr die Große, Starke, sonst was bin, sondern auch noch eine andere Seite an mir sichtbar wird. Aber auch, dass man nun hergeht und Leuten sagt, wie lieb man sie hat. Offener mit den eigenen Gefühlen zu sein oder auch mit jemandem zusammen zu weinen und mit einander da zu sein. Etwas, das man sonst nicht tut, wo wir dann doch alle irgendwie mit Funktionieren zu tun haben“, sagt Andrea Feiertag, die vor kurzem mit 52 Jahren gestorben ist. Abschiedlich leben lernen – das ist eine der Grunderfahrungen der Hospizbewegung, die sich gesellschaftlich aber noch immer nicht durchgesetzt hat. Wir lernen in der Nähe des Todes, wenn Freund Hein mit uns am Sterbebett sitzt: Dass jeder von uns Zugehörigkeit braucht, dass jede zu geben hat – vielleicht gerade am Ende. Ariadne von Schirach, die mit ihrem Buch „Du sollst nicht funktionieren“ zu einer neuen Lebenskunst ermutigen will, schreibt: „Unsere Gesellschaft toleriert keine Schwäche mehr. Eine Zeit, die den Wert eines Menschen mit seiner Leistungskraft gleichsetzt, ist eine würdelose Zeit. Sie diskriminiert diejenigen, die zur Verwertung entweder noch nicht oder nicht mehr tauglich sind – und damit irgendwann uns alle. Das Beharren auf die kategoriale Nutzlosigkeit des Menschen, verbunden mit dem Gebot, genau diese zu lieben und zu beschützen, ist die Grundlage für alle Beziehungen, die das Reich des Widerwärtigen zu verlassen vermögen.“ Sie ist die Grundlage der Solidarität.

Älterwerden und Sterben stellen unser Denken über Leistung, Produktivität und Lebenssinn sehr grundsätzlich in Frage. Denn das Bild vom immer wachen, gesunden und leistungsstarken Menschen, der nicht auf andere angewiesen ist – dieses Bild von Freiheit und Autonomie hält im Sterbeprozess nicht stand. Andreas Kruse und Thomas Klie schreiben: „Die mit einer Gesellschaft des langen Lebens verbundenen Herausforderungen verlangen nach einer Auseinandersetzung mit Fragen des Menschseins, mit dem Verständnis von Würde und mit den Vorstellungen eines guten und sinnerfüllten Lebens unter Bedingungen der Vulnerabilität. Vorstellungen von Leben und Autonomie, die den Beziehungscharakter menschlichen Lebens und dessen Angewiesenheit auf andere nicht einbezieht, sind unvollständig.“

Nicht höher, schneller, weiter, sondern langsamer, bewusster und menschlicher, hat Einstein gesagt. Das Zitat ist gerade ein Renner auf Facebook. Und das verwundert nicht. „Heute muss ein junger Amerikaner mit mindestens zweijährigem Studium damit rechnen, in 40 Arbeitsjahren wenigstens 11mal die Stelle zu wechseln und dabei sein berufliches Wissen mindestens 3mal auszutauschen.“ Auch an jedem einzelnen Tag versuchen wir möglichst viel zu schaffen, möglichst viel zu erleben. Aber die Technik und die Kommunikationsmittel, die uns so viel Zeitersparnis verhießen, haben letztlich dazu geführt, dass wir eher mehr als weniger beschäftigt sind – auch deshalb, weil das Streben nach immer mehr Wachstum und Gewinn eine wesentliche Antriebskraft des „Fortschritts“ ist. Die ständige Beschleunigung hat eine starke wirtschaftliche Komponente, die sich verdichtet in der Formel „Zeit ist Geld“. Die Herrschaft über die Zeit geht so weit, dass die scheinbar natürliche Ordnung der Dinge von Geburt bis zum Tod unter dem Zugriff des Menschen veränderbar wird: Schwangerschaften und Geburten werden so gelegt, dass sie in die Lebensplanung passen, auch der Todeszeitpunkt unterliegt mehr und mehr menschlicher Planung. Und anders als in den jüdischen und muslimischen Gesellschaften richtet sich bei uns der Zeitpunkt einer Beerdigung inzwischen nach den Terminkalendern der Angehörigen – und das heißt meist, nach ihren Arbeitsrhythmen. Kein Wunder, dass viele sich fremdbestimmt fühlen – obwohl wir doch in einer freien Gesellschaft leben.

Die postmoderne Gesellschaft kennt keine autonomen Bereiche mehr: Wirtschaft, Politik, Kunst und Religion folgen nicht mehr verschiedenen, je eigenen Logiken – sie sind alle unter das Gesetz der Beschleunigung geraten, sagt der Philosoph Hartmut Rosa. Wir leben von Projekt zu Projekt und von Event zu Event und sind in Kommunikationsnetzen gefangen, ohne wirklich Resonanz zu bekommen. Alles wird dabei dem ökonomischen Prinzip unterworfen – auch Freunde, Partnerschaft, Gesundheit. Und überall geht es um Erfolg und Versagen, um Optimierung und Effektivität, für die am Ende jeder und jede Einzelne verantwortlich ist. Das hat eine furchtbare Schattenseite für die, die nicht oder nicht mehr mithalten können – Menschen, die aus dem Produktionsprozess herausfallen, weil sie nicht qualifiziert genug, zu alt oder chronisch krank und behindert sind. Kinder, die aus Familien mit wenig Bildungshintergrund kommen. Alte Menschen, die in schrumpfenden Regionen leben. Pflegebedürftige, für die wenig Zeit bleibt. In der knapp bemessenen Pflege hat kaum jemand Zeit zu verlieren. Wir kennen die Kosten eines Feiertages, eines künstlichen Hüftgelenks, eines Pflegetages, eines Ausbildungsplatzes – aber immer mehr Menschen spüren, dass sich die Werte, die Gewinne, die unser Miteinander tragen, in Euro und Cent nicht umrechnen lassen. Schon ist in der Sozialpolitik von einem Care-Defizit die Rede: Es fehlt die Zeit für Fürsorge; gerade darum haben die neuen Nachbarschaftsprojekte, die sorgenden Gemeinschaften und mehr Generationenhäuser so eine Anziehungskraft.

Als Florence Nigthingale im Jahr 1850 die Kaiserswerther Diakonissenanstalt besuchte, schrieb sie in ihr Tagebuch: „Man sagt, so eintönige Verrichtungen wie das Verbinden abstoßender Wunden könnten nur die übernehmen, die darauf angewiesen sind, Geld zu verdienen. Die so denken, sollten einmal die Atmosphäre erleben, die ein Krankenhaus beseelt, das man als Schule Gottes ansehen darf, wo Patienten wie Pflegerinnen Gewinn davon tragen.“ Wir können das kaum noch verstehen, aber es stimmt: Wo Menschen sich Zeit nehmen für die, die auf Hilfe angewiesen sind, und dabei selbst anders leben lernen – mit Schwächen umgehen, Angewiesenheit akzeptieren, Abschied nehmen –, da entsteht ein Resonanzraum, der neue Erfahrungen ermöglicht. Zeit verschenken, ein anderes Leben erfahren oder erahnen, sich auch mit Grenzen auseinandersetzen und neue Perspektiven gewinnen: Das ist die Glückserfahrung im ehrenamtlichen Engagement- und einer der Gründe, warum auch Menschen, die sich für andere engagieren, länger leben.

Ich denke an die alten Diakonissen in Kaiserswerth, deren Vorsteherin ich für einige Jahre war. Sie sind ein statistisches Wunder. Sie werden älter als Ministerialbeamte oder Professoren und fallen damit aus den Sterbetafeln der Versicherungen völlig heraus. Woran das liegt, weiß keiner so genau. Es muss mit dem Lebensstil der Schwestern zu tun haben. Reich waren sie nie, gearbeitet haben sie ein Leben lang. Aber die täglichen Morgen- und Abendandachten und der gemeinsame Mittagstisch, waren auch Gelegenheiten, die Arbeit immer wieder einmal loszulassen und miteinander zu teilen. Und die Zugehörigkeit zu einer lebenslangen Gemeinschaft, das gemeinsame, oft generationenübergreifende Wohnen förderten den selbstverständlichen Austausch. Und viele Forschungsergebnisse zeigen: Nicht nur gute Ernährung und Sport tragen zu einem längeren Leben bei, sondern auch ein gutes soziales Netzwerk, eine Aufgabe, für die wir uns engagieren und sinngebende Rhythmen und Rituale.

 

4. Zeit zum Aufbruch: Engagement als Lebenskraft

Viva, eine Zeitschrift für Leute um die Fünfzig, die leider vor kurzem eingestellt wurde, erzählte am Anfang eines jeden Hefts von mutigen Aufbrüchen: Da wird aus dem Banker ein Lehrer, aus dem Anwalt ein Spieleunternehmer, aus der Sekretärin die Fotografin. Manche Menschen lassen sich auf einer Reise inspirieren und bewegen, andere durchleben eine Krankheit, landen in einer Sackgasse und entdecken dann einen alten Traum, einen neuen Lebenssinn. Es geht darum, etwas zu finden, was unseren Einsatz und unsere Hingabe lohnt. Eine Aufgabe, die auch die eigene Seele füttert – und nicht nur das Konto füllt. Glück und Selbstverwirklichung kommen wie nebenbei, wenn wir tun, was uns begeistert.

Im Jahr 2014 sind 43,6 Prozent der Wohnbevölkerung ab 14 Jahren freiwillig engagiert – das entspricht 30,9 Millionen Menschen. In den letzten fünfzehn Jahren ist die Engagementquote um insgesamt knapp 10 Prozentpunkte angestiegen. Einige Jahre durfte ich in der Jury des Deutschen Engagementpreises mitarbeiten: Da zeigte sich, wie reich unser Land ist. Es gibt eine Fülle ideenreicher, neuer Wohlfahrtsprojekte: Tafelinitiativen und Mittagstische für Kinder, Mehrgenerationenhäuser, Kulturzentren, und Quartiersprojekte. Wenn Preise vergeben werden, stehen einzelne Personen im Rampenlicht: Initiatoren, Gründerinnen und Stifter, Menschen, die etwas ändern wollen. So hat soziale Innovation immer begonnen: mit einzelnen Menschen, die die Initiative ergriffen haben, mit Elisabeth von Thüringen, Johann Hinrich Wichern und Adolf Kolping, Friedrich von Bodelschwingh, Cecily Sounders. Erst im zweiten Schritt werden aus Bewegungen Verbände und Organisationen und schließlich tragfähige politische Strukturen. Ehrenamtliche sind die „Detektoren“ für neue soziale Notlagen und offene gesellschaftliche Fragen, sie bilden die Brücke zwischen Nachbarschaft und professionellen Dienstleistern, sorgen für Zusammenhalt der Institutionen und Menschen im Quartier. Was wären die Palliativstationen und Hospize ohne die Bereitschaft von Menschen, sich Sterblichkeit aktiv zu stellen, um das Leben neu zu entdecken? Und wer würde die Alzheimer-Erkrankung zum gesellschaftlichen Thema machen, wenn nicht die Angehörigen?

In den 80er Jahren haben wir in einer Mönchengladbacher Kirchengemeinde einen „Gemeindeladen“ gegründet – einen Stadtteilladen mit Bücherei und Café, mit Kleiderkammer und Sozialberatung, der von einem großen ehrenamtlichen Team zusammen mit einer hauptamtlichen Sozialpädagogin geführt wurde. Ich werde nicht vergessen, wie viele Menschen sich dort meldeten, um sich zu engagieren – in der Kleiderkammer, bei einer Weihnachtsfeier oder der Beratung von pflegenden Angehörigen. Immer wieder hatte ich die biblischen Werke der Barmherzigkeit vor Augen: Hungrige speisen, Kranke besuchen, Nackte kleiden, Durstigen zu trinken geben, Gäste beherbergen. In den Fenstern der Elisabethkirche in Marburg sind sie zu sehen – Szenen aus dem Leben dieser großen Frau; die von ihrer Burg herabstieg, um mit den Leidenden auf Augenhöhe zu sein. Sie verschenkt einen ihrer Pelze an einen Frierenden. Sie weigert sich, erpresstes Gut zu essen, während die Armen hungern. Ja, sie lässt ihre Scheunen öffnen, um mit den Hungrigen zu speisen. Wer ihr begegnete, berichtet davon, dass Menschen und Dinge sich in ihrer Nähe wandelten: aus Brot wurden Rosen, Blinde lernten zu sehen, Eltern, die ihre Kinder verstoßen hatten, lernten sie anzunehmen. Wir würden uns an diese Heiligenlegende nicht erinnern, wenn nicht auch für uns etwas Heilsames darin steckte. Denn in diesen einfachen Handlungen der Liebe können wir religiöse Erfahrungen machen wie sonst nur in Gebet und Meditation. Diese Spiritualität ist uns allen zugänglich – aus welcher Tradition wir auch immer kommen. Es geht nur darum, offen zu sein.

Die Erschütterung durch die Bedürftigkeit anderer erinnert uns an die Bedürftigkeit unserer eigenen Seele; an das innere Kind, die eigene Armut, den Bettler in uns. Wer sich darauf einlässt, lernt, das eigene Leben mit anderen Augen zu sehen, und Belastungen ins Verhältnis zu den eigenen Chancen zu setzen. Er findet Zugang zu den eigenen Kraftquellen, weil er lernt, die eigenen Gaben einzubringen. Victor Frankl, ein jüdischer Psychotherapeut, hat im Konzentrationslager die Entdeckung seines Lebens gemacht. Alles hängt davon ab, sagt er, ob wir einen Sinn in unserem Leben finden; ob unser Leben Bedeutung für andere hat – und sei es nur für einen Menschen, den wir lieben. Es kommt darauf an, dass wir unseren Beitrag leisten – uns sei er noch so klein – damit Güte und Gerechtigkeit sich ausbreiten. Wer darauf schaut, so Frankls Erfahrung, erträgt auch Demütigungen, an denen andere zerbrechen. Wer einen Menschen hatte, für den er sich engagierte, hatte eine höhere Wahrscheinlichkeit zu überleben, so die Studien von Victor Frankl.

 

5. Sozialkapital bilden – Zeit fürs Gemeinwohl

Die drei letzten Freiwilligensurveys der Bundesregierung zeigen einen neuen Ausgleich von Ich- und Wir-Orientierung, einen Trend weg von der Geselligkeitsorientierung hin zu Gemeinwohlorientierung.

„Freiwilliges Engagement … ist die freiwillige Übernahme einer Verantwortungsrolle in einer besonderen Aufgabe, Arbeit oder Funktion, die mehr ist als nur bloßes Mittun. Freiwilliges Engagement beinhaltet ein hohes Maß an Selbstbestimmung, ist kurz oder mittelfristig veränderbar …, und ohne Bezahlung.“ Das kann allerdings nicht heißen, das Ehrenamtliche dazu bezahlen sollten: immerhin 44% der Freiwilligen fordern eine bessere steuerliche Absetzbarkeit der Unkosten ,22% sogar eine bessere Vergütung fürs Ehrenamt – meistens sind das Personen mit geringem Einkommen. Der größte Teil der Ehrenamtlichen ist darauf nicht angewiesen: sie sind eher gut situiert und wirtschaftlich unabhängig. Ihnen liegt daran, dass ihre persönliche, intrinsische Motivation wenigstens im Ehrenamt keiner Kontrolle unterzogen, eben nicht ökonomisiert wird. Ganz nach dem Motto: „Würde ich dafür bezahlt, würde ich es nicht machen“, ist eine typische Äußerung. Ehrenamtliche folgen der Ökonomie der Aufmerksamkeit, nicht der des Geldes, und lassen sich für ihr Engagement ebenso wenig bezahlen, wie man für Freundschaften zahlen kann. Da passt der alte Diakonissenspruch: „Mein Lohn ist, dass ich darf“.

Die sozialwissenschaftliche Forschung ist der Frage nach dem Sozialkapital Engagierter nachgegangen: Menschen, die sich in Gruppen engagieren, entwickeln ein überdurchschnittlich hohes Vertrauen, eine positive Grundeinstellung in der Begegnung mit anderen. Und das gilt nicht nur für die anderen in der eigenen Gruppe, sondern auch gegenüber Fremden und Andersartigen. Im Ehrenamt wird der Kitt produziert, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Aber dabei gilt das Matthäusprinzip. Wer hat, kann weitergeben. Wer aber wenig Ressourcen hat, der findet oft den Einstieg nicht. Wie können wir auch diejenigen zum Engagement einzuladen, die sich bisher als Hilfeempfänger verstanden haben? Menschen mit Behinderung zum Beispiel? Oder auch sehr alte Menschen? Die Hochaltrigenstudie von 2014 zeigt: Auch die Ältesten haben ein großes Interesse an der Zukunft der Jüngeren; sie begleiten ihre Enkel und Nachbarn mit finanzieller Unterstützung, Erfahrungsaustausch und Gebet. Dieser Beitrag wird oft unterschätzt.

Dabei verbindet sich unser Selbstbewusstsein mit der Erfahrung, etwas beitragen zu können zum Ganzen. In unserer Arbeitsgesellschaft scheint jedoch nur noch zu zählen, was jemand beruflich leistet und verdient. Das zeigt sich selbst im Blick auf das Ehrenamt. Arbeitslose fallen aus allen Netzen heraus, während sich Erwerbstätige durchaus auch ehrenamtlich engagieren. Inzwischen gibt es eine Grauzone zwischen dem klassischen Ehrenamt und prekären Beschäftigungsverhältnissen – mit Übungsleiterpauschale, Bürgerarbeit und Minijobs. Langzeitarbeitslose im Osten, die den Bundesfreiwilligendienst für sich entdeckt haben, gehören – genauso wie Rentnerinnen mit kleinen Renten zu den Ehrenamtlichen, die es sich nicht leisten können, nur für Ehre und Anerkennung zu arbeiten.

Aber das Ehrenamt verändert sich genauso wie die Arbeitswelt. Die wachsende Erwerbstätigkeit von Frauen, aber auch neue Familienmodelle und die Zerreißproben einer mangelnden Vereinbarkeit machen es nötig, über neue Zugänge zum Ehrenamt nachzudenken, aber auch über eine andere Verankerung in den Umbrüchen des Lebens und eine gerechtere Rollenteilung der Geschlechter. Wir brauchen eine neue Achtsamkeit für Lebensübergänge, die oft den Einstieg ins Ehrenamt bieten: zwischen Schule und Beruf, in der Elternzeit oder auch beim Wiedereinstieg, in Pflegezeiten, in der Trauer nach einem Verlust oder zu Beginn des Ruhestands.

Dieser Lebensabschnitt bietet ganz neue Chancen für das Engagement. Jetzt ist es Zeit, die ungelebten Seiten der eigenen Biografie, die manchmal wie glühende Kohlen unter der Asche schlummern, zum Leuchten zu bringen. Der Gerontologe Andreas Kruse hat deutlich gemacht, dass es dazu eines erweiterten Produktivitätsbegriffes bedarf: zur Produktivität gehört dann auch die Auseinandersetzung mit Verlusten, mit Scheitern und Endlichkeit. Von einer ehrlichen Auseinandersetzung mit Grenzsituationen profitieren nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Angehörigen und Freunde – wo sie gelingt, wächst die Fähigkeit zur Selbstverantwortung und die Bereitschaft zur Mitverantwortung. Das Engagement der Älteren ist ein unverzichtbarer Schatz- nicht nur für die einzelnen Projekte, sondern auch für die Politik. Denn angesichts der Vermarktlichung und Beschleunigung unseres Alltags, auch des Sozial- und Gesundheitssystems, müssen wir die Bereitschaft unterstützen, Verantwortung zu übernehmen – für sich selbst wie für andere und auch für die Nachbarschaftsentwicklung. Das Konzept der Sorgenden Gemeinschaften führt diese Gedanken zusammen. Es ist Zeit, sich in diese Richtung aufzumachen.

Keith Campbell, Sozialpsychologe an der Universität von Georgia. Er hat sich mit dem Phänomen des „Ich-Schocks“ beschäftigt, mit tiefgreifenden Erschütterungen, die unser Lebensgefühl verändern können. Es geht um jene Augenblicke, in denen der Schutzfilter, der uns normalerweise von der Wirklichkeit trennt, weggerissen wird. Das kann eine schwere Krankheit sein, eine berufliche Katastrophe, ein Todesfall oder eine unerwartete, harte Entscheidung – wir reagieren zunächst wie betäubt. Unser Kopf ist leer und das Vertraute erscheint plötzlich fremd. Illusionen platzen. Eine andere Wahrheit wird sichtbar, eine tiefere. Vielleicht kennen Sie solche Erfahrungen: Wenn im Schicksal eines einzelnen Jugendlichen plötzlich erkennbar wird, wie verfahren die Situation für eine ganze Generation ist. Wenn Eltern sich gegen ein Kind mit Trisomie 21 entscheiden, obwohl andere damit glücklich leben. Wenn jemand, für den wir uns verantwortlich fühlen, sich das Leben genommen hat. Plötzlich zerreißt ein Schleier und wir nehmen unsere Umgebung ganz anders wahr: brutaler, direkter, bunter. „Wenn das Selbst aus dem Bild der Welt verschwindet, wird die Welt plötzlich sehr mächtig, sehr wunderbar. Es ist ein Augen öffnendes Erlebnis: O Gott, schau Dir diese Welt an“; sagt Campbell. Er vergleicht diese Situation mit einem Meditationszustand, einem spirituellen Erweckungserlebnis. Es ist, als öffne sich ein anderer Horizont – wir hören auf, uns um uns selbst zu drehen, lassen uns ein, lassen uns vielleicht auch verstören. Wir werden weitsichtig und mutig – und sammeln Kraft für einen neuen Aufbruch.

 

Cornelia Coenen-Marx, Bremen, 13.05.2017

 

Literatur:
  • Coenen-Marx, Cornelia: Die Seele des Sozialen. Diakonische Energien für den sozialen Zusammenhalt. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 2013
  • Coenen-Marx, Cornelia: Aufbrüche in Umbrüchen. Christsein und Kirche in der Transformation. Göttingen, Edition Ruprecht 2016
  • Coenen-Marx, Cornelia / Hofmann, Beate: Symphonie – Drama – Powerplay. Zum Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt in der Kirche. Stuttgart, Kohlhammer 2017
  • Klie, Thomas: Caring Community – Verständnis und Voraussetzungen von Verantwortungsübernahme in lokalen Gemeinschaften, in: ders., Beate Hofmann, Cornelia Coenen-Marx (Hrsg.): Symphonie – Drama – Powerplay. Zum Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt in der Kirche. Stuttgart, Kohlhammer 2017
  • Und unseren kranken Nachbarn auch. Eine Orientierungshilfe des Rates der EKD zum Gesundheitssystem, Hannover 2009
  • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): Der Siebte Altenbericht der Bundesregierung. Sorge und Mitverantwortung in der Kommune Aufbau und Sicherung zukunftsfähiger Gemeinschaften, Berlin 2016. Broschüre zu Themen und Zielen des Siebten Altenberichts im Internet: https://www.siebter-altenbericht.de/index.php?eID=tx_nawsecuredl&u=0&g=0&t=1478256145&hash=e061c4e0e9811a8655963338a9ee22eb59bb0cd7&file=fileadmin/altenbericht/pdf/Broschuere_Themen_Ziele_Siebter_Altenbericht.pdf
  • Deutsches Zentrum für Altersfragen: Deutscher Alterssurvey 2014. Zentrale Befunde, Berlin 2016. Kurzfassung im Internet: https://www.dza.de/fileadmin/dza/pdf/DEAS2014_Kurzfassung.pdf
  • Rosa, Hartmut: Beschleunigung und Entfremdung. Entwurf einer kritischen Theorie spätmoderner Zeitlichkeit, Berlin 2013.
  • Schirach, Ariadne von: Du sollst nicht funktionieren. Für eine neue Lebenskunst, Stuttgart 2014.
  • Julia Simonson, Claudia Vogel und Clemens Tesch-Römer (Hrsg.): Freiwilliges Engagement in Deutschland – Der Deutsche Freiwilligensurvey 2014. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin 2016. Kurzfassung im Internet: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/freiwilliges-engagement-in-deutschland-/96254
  • Andreas Kruse: Der Ältesten Rat. Generali Hochaltrigenstudie: Teilhabe im hohen Alter. Eine Erhebung des Instituts für Gerontologie der Universität Heidelberg mit Unterstützung des Generali Zukunftsfonds                                                                                                                                  PDF im Internet: http://www.uni-heidelberg.de/md/presse/news2014/generali_hochaltrigenstudie.pdf